Dienstag, 15. November 2011
Auf den Spuren der Inka. Sacsayhuaman, Pisac, Ollantaytambo
Noch in Cuzco machen wir uns zu unserer ersten Inkastaette auf: Sacsayhuaman.
Die liegt oberhalb von Cuzco auf einem Huegel und blickt ueber die ganze Stadt. Hier sind die Ausgrabungen noch nicht abgeschlossen und ueberall graben, pinseln, laufen Mitarbeiter. Und es liegt noch viel mehr unentdeckt. Groesser als Maccu Piccu soll diese Staette werden/gewesen sein, sagt uns unser Guide, der uns eine Stunde durch die Ruinen fuehrt.
Er erklaert uns die Bauweise, zeigt uns tonnenschwere Steine, die die Inka aus dem ganzen Reich angerollt haben, und wir sehen natuerliche, tiefschwarze Tunnelsysteme und von Gletschern abgeschliffenes Gestein auf dem man Rutschen kann. Inmitten dieser Ruinen grasen Lamas (jedoch nicht wild) und all das liegt vor einer unwirklchen Kulisse aus schneebedeckten Bergen. Wir hatten nicht erwartet, dass es Ruinen gibt, die noch so gut erhalten sind und waren schon hier schwer beeindruckt. Doch in den naechsten Tagen sollte das noch uebertroffen werden.

Wir fuhren morgens frueh nach Pisac mit dem Bus, da es hier zum einen einen einen kleinen Markt (auf dem wir unsere Shoppingfreude auslebten), zum anderen weitere Inkaruinen und zum Dritten eine Verbindung nach Ollantaytambo gab (eine wichtige Station auf dem Weg zum Maccu Piccu). Diese Ruinen lagen noch hoeher als die in Sacsayhuaman und auch hier waren sowohl Gebaeude aus der Praeinka als auch aus der Inkazeit vorhanden, die sich vorallem durch die Verfugung der Steine unterscheiden. Die Ruinen lagen ueber angelegten Terassen und erstreckten sich in verschiedenen Teilen sehr weit in die Landschaft. Diese waren durch Torboegen geteilt und waren damals fuer die verschiedenen Staende angeleg worden. Die wichtigen Buerger, die Bauern, die Soldaten, das einfache Volk. Wir brauchen bis um 6 Uhr Abends bis wir wieder in Pisac im Dorf ankommen und gehen in unserer Naivitaet ertmal davon aus, dass es schon Busse nach Ollantaytambo, sonntags um 18 Uhr geben wird. Fehlanzeige!
Zum Glueck haelt ein Taxifahrer, der uns anbietet uns fuer 8 Euro pro Perso die 1,5 Stunden nach Ollantaytambo zu fahren. jetzt gilt es abwaegen: Will er uns entfuehren oder nur Geld verdienen..mhhh..Nur Geld verdienen entscheiden wir uns und steigen ein. Die Fahrt geht ins Dunkel. Unter einem klaren Sternenhimmel fahren wir durch kleine Doefer, werden von diversen Kleintransportern ueberholt und nehmen einige Bodengeschwindigkeitsstopper mit, denn unser Taxifahrer fahert die Strecke auch zum ersten Mal, wie er uns am Ende verraet...Aber wir kommen um 8 Uhr gut in Ollantaytambo an..Puh. Anstrengender Tag!

In Ollantaytambo muesen wir uns morgens um ein neues Problem kuemmern: Die Zuggeselschaft hat uns nicht gesagt, dass wir von Ollantaytambo nach Aguas Calientes nur 5 kg mitnehmen duerfen. Wir haben 25! Vormittags rennen wir also hinter ner Sondergehemigung her, erhalten die dann aber auch und kennen endlich in Ruhe zur nachsten Ruine. Auch hier buchen wir uns wieder eine Guia, die uns ueber die Inkaterassen zu dem Punkt fuehrt an dem die Inka zur Sonnenwende versucht haben die Sonne anzubinden bis hin zu dem Aussichtpunkt, von den aus man das Cara del Inca im Berg erkennen kann. Wir sehen rituelle Badeanstalten, Wohnhaeuser und Wehranlagen...Und sind mal wieder sehr beeindruckt. Diese Inka!



Auf den Spuren der Inka..Intro
Peru, das land der Inka...
Aber eigentlich doch nicht ganz, wenn man den Menschen mal genau zuhoert!
Viele der Ruinen, die bis heute vorhanden sind, sind nicht urspruenglich aus der Inka Kultur. Denn diese hat, wie die Spanier einige 100 Jahre spaeter, andere Kulturen eingenommen, ist in ihnen aufgegangen und hat sich mit ihnen veraendert. Diese Kulturen, wie die Lima, Wari, Nazca, Chincha und Pukara hatten alle ihre eigenen kulturellen Praktiken, Kunstformen und Riten, und nur in der Zeit von 1438 bis 1532 hatte das Inkareich in seiner bekannten Form Bestand.
In dieser Zeit sind aber grossartige, unfassbare und beeindruckende Bauwerke entstanden, derergleichen man lange Suchen kann.
So hatten die Inka eine Bauweise entwickelt, die optimal auf die lokalen Gegebenheiten ausgerichtet war und durch ihre leichte Innenneigung und die Verbindung der Steine ohne Zement oder andere verbindende Stoffe (Macho-Mujer Prinzip) perfekt antisismisch war und bis heute ist. Als nach der Eroberung durch die Spanier viele Gebaeude, Haeuser, Kirchen gebaut wurden, stuerzten diese fast alle ein waehrend die der Inka stehen blieben--eine himmlische Freude fuer die indigene Bevoelkerung..Bis heute! Denn die Indentifikation ist eindeutig: Alle sprechen von ihren Vorfahren den Inkas und den spanischen Eroberern.
Aber steht man zwischen den Ruinen und lauscht den Erklaerungen ueber die Kltur und Baukunst wird klar: Hier ist aller Stolz angebracht;-)



Qos¨qo- Nabel der Welt
Vom Busbahnhof springen wir sofort in ein Taxi und lassen uns zu unserem Hostal fahren. Wir waehlten das Hostal de Niños.
Yolanda, die hollaendische Gruenderin, hat mit ca 20 Jahren (vor 25 Jahren) diese Hostalkette eroeffnet um mittellosen Kinder aus Cuzco und Umgebung tagsueber ein Dach ueber dem Kopf und 2 warme Mahlzeiten zu gewaehren. Angefangen hat sie mit 4 Kindern und einem Haus, inzwischen beherbergt sie in 4 Haeusern 250 Kinder. Das Hostal ist wunderschoen. Alles ist skandinavisch eingerichtet, sauber, das Essen ist hervorragend und man kann Kinder spielen sehen. Das rechtfertigt die etwas hoeheren Preise. Aber nicht nur das Hostal ist schoen. Unser erster Stadtrundgang und unser Blick in die Cafees und Restaurants der Stadt versichert uns eines schoenen Aufenthalts. Am naechsten Mittag (also fuer uns morgens weil wir ewig schliefen) partizipieren wir an der kostenlosen Stadtfuehrung, die vom Ecopakers Hostal angeboten wurden, und sahen das Kakaomuseum (mhh), den Plaza de Armas, die Kathedrale, eine wunderbare Aussicht ueber die Stadt und viele viele Restaurants (war schon ne kleine Kaffeefahrt...) Die Tour endete in DEM homosexuellen Club Cuzcos, der uns so gut gefiel, dass wir ihn am Abend besuchen wolten. Da wir uns aber erstmal ausruhen, umziehen, dann CocaKakao trinken, Essen und n den Irish Pub gehen, hat unser ersehnter Club fuer den Abend um 00.00 bereits geschlossen. Wir haben mal wieder die Oeffnungszeiten der Suedamerikanischen Lokale vergessen. Mist! Die Alternativen sind Gringo Samme-l und Balzbecken mit schrecklicher Musik und eckligen Getraenken. Davon nehmen wir Abstand und gehen nach Hause.
Am naechsten Abend ( an dem Tag haben wir Zugtickets und Eintritststickets fuer Maccu Piccu gekauft und unsere erste Incastaette besucht..aber dazu gleich mehr) haben wir mehr Glueck. Wir gehen zufallig auf dem Weg nach Hause an einem Club vorbei und lassen uns reinquatschen und sieh da: Es laeuft Elektro und zwar von einer echten (wie man uns besten DJane :-) ) Perus aufgelegt. Hier bleiben wir noch ca bis um 3.00, obwohl wir um 7.00 fahren muessen uns tanzen. Und morgen beginnt unsere Inka Ruinen Tour:-)



Wie die Fahrt verlief...
Unsere Fahrt im Nachtbus nach Cuzco (oder Qos¨qo wie man auf Quechua sagt) verlief teilweise ertraeglich, will sagen: Nikolai hat himlisch in seinem Cama Sitz der Busgesellschaft Cruz del Sur getraeumt und ist auch erst kurz vor Cuszco erwacht, Stephie hat in der Nacht wesentlich mehr erlebt: Erstmal hiess es sich in den Bussitz einzufuegen, da unsere Vorsitzenden schon die ein oder andere Stunde hinter sich hatten, ihr Bus zum Cama gemacht hatten und lethargisch in den Sitzen hingen. Als das erfolgreich erledigt war, musste das Abendessen (Das Tablett in der Luft balancierend) eigenommen werden und dann hiess es schlafen. Das Wasser, das unter dem Sitz abgestellt war, hatte sich im Laufe der Stunden unter die Untiefen des SItzes geklemmt und war in unerreichbare Diztanz gerueck, was zur Folge hatte, dass Stephie sich mitten in der Nachteinmal durch den Bus zum Servicepersonal durchkampfte, ihm mit der Lampe frech ins Gesicht leuchtete und dem verschlafenen Mann klar machen musste warum sie jetzt gerade Wasser braeuchte: Die Hoehe troknet den Mund, man bekommt Kopfschmerzen und es uebelt. Das Anliegen war also schon von Bedeutung, wie er nach kurzem Murren einsah. Den Durst gestillt geht Stephie also zurueck zum Platz, bettet sich in ihren Camasitz und versucht zu schlafen. Der Versuch wird jedoch brutal davon unterbrochen, dass der junge Suedamerikaner, der mit seinem Sitz auf Nikolais Knien Platz gefunden hat, sich uebergibt und diese Residuen nach hinten in Richtung Stephies Tasche fliessen. Er versuchte zwar noch alles aufzuwischen..Vergeblich. Naja. Also weiterschlafen. Einige Stunden spaeter fahren wir immernoch, immernoch in Serpentinen. Das ist zuviel. Wie gestern schon bedarf es waehrend der letzten Stunden intensivster Anstrengung es dem Vordersitzenden nicht gleichzutun. Das hebt die Stimmung nicht.
Voellig verschlafen und mit gehoeriger Magenflaeue( Also Stephie gehts so) kommen wir in Qos¨qo an...Wirklich eine schoene Stadt!



Donnerstag, 27. Oktober 2011
Turbulente Zeit - Ueber den Nasca-Linien
Nachdem wir uns 2 Tage in der Wuestelandschaft Huachachinas vergnuegt haben, wagen wir uns an unser naechstes Abenteuer: Die Nasca Linien.
Um diese Linien, die sich ueber Kilometer in dem sandig-fesigen Untergrund erstrecken, ranken viele Theorien und Ueberlegungen. Einige Forscher sagen die Inka haben diese Linien angelegt um auf den unterirdischen Wasserfluss hinzudeuten, andere glauben, dass sie sich astrologisch-kalendarisch deuten lassen, wieder andere dass es sich um rituelle Opfer- und Feierstaetten handelt. Gleich welche Annahme stimmt, wir wollten uns eigenaeugig von ihrer Faszination ueberzeugen und fahren nach Nazca.
Morgens geht es mit dem ersten Bus von Ica nach Nasca, dort werden wir zu dem kleinen Flughafen der Stadt gefahren, an dem sich viele kleine Reise- und Flugunternehmen tummeln, die die ueberall anzutreffenden deutschen Touris in kurzen Hosen und Sandalen (mit fetter kamera um den Hals) anlocken und mit Fluegen versorgen. Am Flughafen angekommen werden wir (wenn auch nicht gemessen, so doch) gewogen und fuer gut befunden und mit 2 weiteren Fluggaesten auf die 4 Plaetze unseres Kleinflugzeugs verteilt und ab gehts...
In der Luft und ueber den Nasca Linien sind wir recht schnell und halten uns auch recht gut, trotz heftiger Turbolenzen, wie uns auch unser Pilot versichert :) Unser eifriger Copilot weist uns zu unserer Rechten und Linken unter anderem auf Affe, Astronaut und Kondor hin, die sich in den Boden gefraest unter uns klar erkennbar ausbreiten. Schon beeindruckend:) Nach 25 Minuten Flug schlagen uns die Turbulenzen jedoch schwerer auf den Magen und wir legen uns Muetzen und Tueten fuer den Notfall bereit, der zum Glueck aller Teilnehmer dieser Expedition in diesem Setting jedoch nicht mehr eintritt. Wieder auf festem Boden angelangt, fahren wir in die Stadt, besuchen im Laufe des Tages noch eine Goldwaescherei, alte Inkagraeber und sehen viele viele Mumien, bevor wir Abends in den Nachtbus nach Cusco steigen, der uns innerhalb von 15 Stunden in permanenten Serpentinen an unser Ziel bringt.

Bilder folgen:)



Dienstag, 25. Oktober 2011
Islas Ballestas und Huacachina
Wer sich - wie wir - unter "Peru" vor allem tiefe Schluchten, ueppiges Gruen, Hochplateau und Inkaruinen vorstellt, den hat schon die Fahrt nach Piura und der Aufenthalt in Lima eines besseren belehrt. Dass man hier aber einen Ort wie Huacachina (bei Ica) finden wuerde, haetten wir uns vorher nicht traeumen lassen. In dieser Oase (im wahrsten Sinne des Wortes) inmitten einer praechtigen, saharaaehnlichen Sandduenen-Landschaft gehen Kindheitstraeume in Erfuellung und zwischen den vielen Travellern tummeln sich doch tatsaechlich noch mehr Peruaner, die sich beim Schwimmen, Boetchenfahren und einfach in der Wuestensonne austoben oder auf kleinen Snowboards die Duenen hinunterrodeln. Das Sandrutschen und -boarden wird hier fuer schnaeppchenhafte 40,- Soles (ca 11,- €) in eine zweistuengie wahnsinns-Buggytour eingebunden - ein Highlight, dessen Ruhm sich bereits bis nach Ecuador ausgebreitet hat und das uns erst hierher gelockt hat.
Die Oase von Huacachina bei Ica, links oben: Zwei Sandboarder auf der Duene

Nachdem wir spaet Abends im benachbarten Ica und, nach nur 10 Minuten mit dem Taxi und eber die Duenen, im viel kleineren Huacachina angekommen sind, eroeffnet sich uns jedoch zunaechst eine andere Moeglichkeit: Direkt am naechsten Morgen koennen wir die etwa 1 Stunde noerdlich gelegenen Islas Ballestas, die "Galapogas Inseln des kleinen Mannes" (LP) besuchen. Kleine wie wir sind, hatten wir uns das eh schon vorgenommen und stehen am naechsten Morgen um 6.45 parat fuer den Transport. Die Boote zu den Islas fahren ab Paracas, eine kleine Stadt, die selbst schon fuer ihre praeinka-Kultur bekannt ist, die sich aber scheinbar voll und ganz dem Islas-Tourismus verschrieben hat. Jedenfalls saeumt eine endlose Reihe von Touri-Restaurants die Meerespromenade (endlich am Meer... ;-). Von dort startet die erstaunlich hochmotorisierte Bootsflotte hinaus zu der vulkanischen Formation der Islas Ballestas, die Heimat von wahrhaftig hunderttausenden Kormoranen, tausenden Guaneras, Pelikanen
Pelikane auf den Islas Ballestas
und hunderten Humboldtpinguinen und auch Seeloewen ist.
Schwangere Seeloewinnen

Humboldt-Pinguine auf den Islas Ballestas
Dass das Tierebeobachten einmal so planmaessig funktioniert hat, versetzt uns in eine ziemliche Hochstimmung. Diese wird am Nachmittag noch durch unsere erste Buggyfahrt gesteigert. Das Panorama der Tiefebene und der Anden auf der einen Seite und die endlosen eleganten, feinen Sandduenen auf der anderen Seite bildenden den Rahmen fuer eine Achterbahnfahrt ohne Schienen. Zwischendurch stoppen wir immer wieder an steilen Sandhaengen, die man entweder stehenderweise oder baeuchlings hinunterrasen kann.
Wueste bei Huacachina
Diese an sich schon hoechst divertierende Tour wird noch durch den Sonnenuntergang und das anschliessende, fast schon kitschige Abendrot gekroent. Wir sind so begeistert, dass wir uns noch einen Tag und eine weitere Fahrt goennen. Bei einem Uebernachtungspreis von ca 4,-€ pP bleibt da auch noch genug Geld fuer die leckeren Veggie-Burger die wir auf der Terasse unseres Hostels mit Blick auf die abendliche Lagune und die hohen Schatten der ringsum liegenden Duenen verspeisen.
Wuesten-Buggy-Tour von Huacachina aus



Mittwoch, 19. Oktober 2011
Szenenwechsel - 4 Tage in Lima
Wir sitzen in einem Flugzeug der peruanischen Airline TACA (Airbus, also alles im Gruenenbereich :-) Sogar Snacks und Getraenke gibts beim Inlandsflug) und zur linken erstreckt sich majestaetisch die Cordillera Blanca, die wohl schoenste Bergkette der Welt. Mit diesem recht guenstigen Ausweichen auf den Luftweg ueberspringen wir gleich einmal die noerdliche Haelfte Perus und begeben uns von Piura (dem unspektakulaeren Ankunftsort unserer gluecklicherweise unspektakulaeren Nachtbusfahrt aus dem unspektakulaeren sued-ecuadorianischen Loja) direkt nach Lima, ins Herz des Landes, das direkt an der peruanischen Kueste schlaegt. Und dieses Herz mit seinen mindestens 7 Mio. Einwohnern (und taeglich wird es mehr), mit seinen Hoch- und Tiefpunkten, seinem pulsierenden, teils doch arg stockenden Takt und seinen Gebrechen lernen wir in den naechsten Tagen von vielen Seiten kennen. Der Lonely Planet laesst uns verweichlichte Ecuador-Reisende schon vorab vor Angst vor dem Bevorstehenden leise wimmern - bestimmt werden wir direkt von einem skrupellosen Fake-Taxifahrer in eines der etlichen Slums verschleppt und finden uns am naechsten Morgen in der Gosse wieder, ohne Gepaeck und ohne Schuhe. Die Fahrt von Callao im Norden nach Miraflores im Sueden (rund 20km) verlaeuft dank eines hochprofessionellen Taxifahrers, der uns an der Strassenkreuzung noch eine erste Inca Kola vom Strassenhaendler spendiert ("interessanter" Geschmack), jedoch friedvoll und zielfuehrend und kommte einer kleinen Stadtrundfahrt gleich.
Fluessiges Gold Perus
In Miraflores residieren wir Seite an Seite mit einer Riesenmenge Gringos am Parque Kennedy, der Freitagsabends, wie wir zufaellig herausfinden, doch tatsaechlich von einer grossen Zahl von Einheimischen frequentiert wird, die hier in einem kleinen Amphietheater zusammenfinden, von Gitarren begleitet im Chor und einzeln singen und tanzen.
Tanzabend im Parque Kennedy, Miraflores
Lima ist eine fruehe Gruendung des paradoxerweise noch vielerorts verehrten spanischen Schlaechters Francisco Pizarro, einer seiner morbiden Angewohnheiten folgendend auf den handgemachten Ruinen alter, praekolumbianischer Staedte und Staetten errichtet. Seither scheint Lima unaufhoerlich und grenzenlos gewachsen zu sein und weiterzuwachsen. Das fuehrt unter anderem dazu, dass es hier unwahrscheinliche Distanzen zu ueberwinden gilt. Dies kann man beispielsweise mit einem der unzaehlbar vielen Microbusse tun - vielleicht nicht die Expressvariante, dafuer aber die "volksnaheste" und mit 1,20 Soles (ca 30€ct) unvergleichlich billig. Dafuer bekommt man eine Fahrt vom modernen Hochhaus- und Neubaubestandenen Miraflores ins Zentrum (das an Paris oder London erinnert), die je nach Verkehr 0,5h oder auch 1,5h dauern kann. Dabei ist jeder Bus ein eigenes kleines Unternehmen mit einem Fahrer und einem Schreier/Fahrkartenverkaeufer, die sich wie verhungernde Geier auf am Strassenrand stehende Menschen stuerzen, die auch nur annaehernd den Anschein machen, dass sie an einer Mitfahrt interessiert sein koennten. Der Verkehr fliesst oder steht hier teilweise auf fuenfspurigen Kreisverkehren (wobei Spuren nur imaginaer existieren), sich innerstaedtisch auf zig Kilometern staut und des oeftern auch von wild pfeifenden Polizisten "geregelt" wird. Und wenn gar nichts mehr geht, dann hat man ja immer noch die Hupe. Deren Gebrauch in den langen, unbeweglichen Blechschlangen hat fast schon etwas Aberglaeubisches oder Beschwoererisches an sich.
Rushhour in Lima, im Hintergrund: San Cristobal und Cosme
Neben diesem Eintauchen in das taegliche Leben der Limeños waehlen wir auch ein paar Touri-Programmpunkte. Mit dem Mirábus (klassischer roter Doppeldecker) schweben wir ein paar Meter ueber dem wilden Verkehrstreiben durch die Stadt, die Klippen und die Kueste entlang (Lima liegt einige zig Meter ueber dem Meer, dort faellt eine steile Kuestenlinie ab), wo die Sicht aufgrund der typischen Dunstglocke aber nur an einem Tag wirklich etwas hergibt, und besuchen zu guter Letzt das Museo Larco, das mit einer schier unerschoepflichen Sammlung der Kunstgueter praekolumbischer Kulturen aufwartet. Vieles, was hier steht, wurde vor 2.000 Jahren und mehr geschaffen und koennte auch jetzt auf einem Handwerksmarkt als Neuware stehen. Ein bizarres Detail der Sammlung stellt der Sala Erotica dar.
Im Sala Erotica des Museo Larco, Lima
Nachdem wir in der Innenstadt erst das Haus der peruanischen Literatur besucht haben, wohnen wir vor dem Kongressgebaeude unverhoffterweise einer Festivitaet zu Ehren Simon Bolivars bei. Rund 30 Soldaten, eine Marschkapelle und eine Delegation des Kongresses Ehren den Suedamerikanischen Freiheitshelden, dem wohnen rund 20 Zaungaeste bei, mittendrin: wir. Direkt daneben findet sich das Museum der heiligen Inquisition und des Kongresses (frueher scheinbar eine feste Einheit...) in der schoen illustriert wird, welche Mittel der Wahrheitsfindung und koerperlichen Bestrafung die katholische Kirche bis Anfang des 19. Jahrhundert an tausenden Hexen und Ketzern erprobt hat, um den christlichen Glauben und in der Welt und dessen Reinheit zu staerken.
Christliche Wahrheitsfindung
Nur wenige Blocks weiter findet sich das Monestario San Francisco das mit seiner Pracht aus Ebenholzschnitzereien, Gold, Porzellan und Gemaelden von P-P Rubens und seinen riesigen Katakomben teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist. Soviel Kultur lassen wir bei einem Pisco Sour im Granhotel Bolivar ausklingen. Der Lonely Planet nennt es ein "etwas in die Jahre gekommenes" Edelhotel - wir wahr.
Pisco Sours an ihrer Geburtsstaette, Granhotel Bolívar in Lima

Nach diesem Touriprogramm steht am naechsten Tag ein anderes Lima auf dem Programm. 3 deutsche Hostalmitbewohner gaben uns den Tipp Alois, einen, vor ca 20 Jahren ausgewanderten, studierten Landwirt anzurufen und mit ihm eine alternative Stadtfuehrung durch Lima zu machen, die er individuell auf die Interessen der Teilnehmer abstimmt. Klingt gut finden wir und treffen uns am Sonntag um 12 Uhr Mittags beim Bioferrio, einem Biomarkt mit wunderschonen kleinen Staenden, die Kaffee, Spielzeug und kleine Koestlichkeiten, wie zum Beispiel selbst gebackenes Koernerbrot, gefuellte Zucchni oder Quiche verkaufen. Nachdem wir uns die ein oder andere davon gegoennt haben, brechen wir in einem fuer die gsammte Tour gemieteten Taxi mit dessen Fahrer, Alois, seiner neuen Hilfskraft (Jonas) und uns beiden Richtung Psychiatrie auf. Wir duerfen ohne Nachfragen passieren; man kennt Alois hier und treffen einige der Bewohner dieser Einrichtung. Waehrend unseres Besuches erzaehlt uns Alois, dass er ueber Jahre dafuer gearbeitet hat, dass die "Kranken" nicht mehr fixiert werden und ihre Wohnstatten verlassen und in den Garten duerfen, den er eigens dafuer und mit ihnen angelegt hat. So entstehen alle seine Kontakte in Lima, denn Alois kaempft gegen die Erosionsprobleme mit denen Lima schon jetzt und ueber kurz oder lang noch starker zu kaempfen haben wird, indem er an die sandigen Abhaenge und auf das Land auf dem nichts gedeiht ein indisches Gras pflanzt, dass sehr widerstandsfahig ist, schnell waechst und den Boden befestigt. Da sich diese problematiken vorallem in den Vierteln zeigen in denen die Menschen finanziell nicht so gut bestellt sind, lernt er eher die Kranken und Armen kennen. Wir besuchen im Anschluss zum Beispiel eine Gruppe Peruaner, die vor einigen Jahren aus dem Amazonasgebiet bei Pucallpa nach lIma auf eine ehemalige Muellkippe (genau gegenueber des Regierungsgebaeudes) gezogen sind; einen Stadtteil in den wir uns ohne Alois niemals gewagt haetten und dem auch der Taxista aeussert kritisch gegenueber steht. Aber als wir erstmal da sind und in einer kleinen Huette sitzten und mit den Bewohnern plaudern kommt einem diese Gegend werder sehr gefaehrlich, noch voellig arm vor. Die Menschen haben zwar nicht viel Platz oder Besitz, aber sie scheinen nicht unzufrieden oder wutend auf die Gringos zu sein, die mal vorbei kommen um sich anzusehen wie sie wohnen. Im Gegenteil: Sie erzaehlen uns von ihrem Job, ihrer Kunst, ihrer Musik und ihrer aktuellen Lebenssituation. Von diesem Barrio im Zentrum Limas verschlaegt es und in die Aussenbereiche der stetig wachsenden Stadt. Hier sind die Grundverhaeltnisse noch zu klaeren und dabei kann es schonmal zu Toten kommen, wenn einer versucht dem anderen das Land weg zu nehmen, da wir aber daran kein Interesse haben besteht fuer uns keine Gefahr versichert uns Alois. Hier draussen ist nichts als Sand und Huegel und kleine Holzbaracken, in denen die Menschen wohnen bis ihnen ihr Grundstueck zugesprochen wird und sie dann ein festes Haus errichten koennen, und dieses Bild zieht sich ueber Kilometer und Kilometer....die wir allerdings nach einiger Betrachtung wieder zurueck fahren und den Abend in den touristischen Auffangbecken Barrancos ausklingen lassen. Hier fuehlen wir uns ohne Alois dann doch sicherer.



Dienstag, 18. Oktober 2011
Cuenca - Ein Fragment
Unsere letzte Station auf Ecuadorianischem Boden ist/war die koloniell gepraegte 1/2-Mio. Stadt Cuenca im suedlichen Hochland. Hierhin kamen wir noch am selben Tag, an dem wir im Disneyland, ... entschuldigt, am Nariz del Diablo waren. Was sich an den folgenden 2,5 Tagen abspielte, laesst sich nur durch 2 Umstaende halbwegs erklaeren bzw. entschuldigen: 1) Wochenends haben Museen (und scheinbar auch Kirchen) erst garnicht auf oder schliessen bereits zu frechen Mittagszeiten, 2) es war Wochenende. Wir hoffen also auf Euer Verstaendnis und darauf, dass keine peinlichen Nachfragen kommen. Nun denn, hier ein halbwegs vollstaendiges Gedankenprotokoll der Cuenca-Tage:

1 - Viernes
Ankunft, Hostel ("Schoen hier." "Wo ist denn die versprochene Jazzszene?" "Wohl noch nicht da..."), durch-die-Stadt-Spazieren: huebsche Cafes und Laeden, schoene Haeuser, Mittagessen gesucht und gefunden (Ganz lecker), ¿Kathedrale? ¡Zu!, weiterspaziert,
Huebsches Haus in Cuenca
Kneipe ("Wunderbar", Chuerchéns Empfehlung, Oesterreicher, langsamer Service), Kneipe (szenig, Abendessen: mjoam), Kneipe (trendy), Shisha-Bar (Minze, ausserdem 2. Abendessen), zum Hostal: ist, trotz angeschlossenem Bar-Bistros schon zu...ist ja auch schon 11.00pm ("¿Jazzszene?" "Hat wohl schon Feierabend..."), Gringo-Disco (ansonsten nur Karaokebars; Musik so lala), 2.00am: alle raus, alles zu ... nur die Microbrewery hat noch einen Schlummertrunk, das hioesige Schwarzbier ist laut Kundenaussage das beste Bier im ganzen Hinterland...wir finden es baeh und lassen es stehen -> ab ins Bett.

2 - Sabado
Ausgeschlafen, Fruehstueck im Hostal ist zu teuer (nicht mal die Jazzszene fruehstueckt hier...), aber zum Glueck ist ja schon Mittag, also: Almuerzo beim Kolumbianer (Reis mit Bohnen...yummy), Museum (Mittagspause), am Fluss gechillt, Kathedrale (zu), kleine Kirche (zu), Museum (zu), skurriles Mini-Museum "Casa Museo Laura" (offen :-), Nette Bekanntschaft mit Laura, ECU, und Ehemann, NL),
lauras schluesselsammlung
Panamahuete (die urspruenglich aus Ecuador stammen und die man hier mancherorts zaghaft zu "Ecuatorianos" umzuettiketieren sucht) ausprobiert und gekauft,
grosse auswahl
senorita
Abendessen (sehr edel im Cafe Eucalyptus), Kneipe, Kneipe, Schwulenkneipe, Disco: diesemal weniger Gringos, ein wenig gute Musik, 2.00am: alle raus, alles (!) zu, ab ins Bett (Jazzszene: Fehlanzeige)
falta la jazz scene

3 - Domingo
Ausgeschlafen, fast alle Restaurants haben zu -> Ewig gesucht, dann erstes vegetarisches Restaurant in Ecuador gefunden (mit dem Charme eines in die Jahre gekommenen Provinzbahnhofes, mit dermaleinst lakierten Tisch-Stuhl-Stahlrohreinheiten), aeusserst fragwuerdigen Bohnen-Auflauf und aeusserst lieblosen Salat ohne Dressing gegessen, Internetcafé ewig gesucht (alle zu), dann gefunden, unspektakulaere Inka-Ruinen (soso...) von aussen besichtigt (zu), Kathedrale (zu), kleine Kirche (zu), Nachmittags ins Café Austria (sehr huebsch, echter Kaffee!!!), bis zum Abend(-essen) geblieben, Kreuzwortgeraetselt, im Regen zum Hostal (Jazzszene scheint Sonntags frei zu haben), den ganzen Abend gelesen und gequatscht (auf dem Zimmer), schlafen.

Am Tag drauf geht es, nachdem wir ausgeschlafen und im Cafe Austria gefruehstueckt haben, nach Loja und von dort noch am selben Abend weiter mit dem Nachtbus nach Peru.



Sonntag, 9. Oktober 2011
On the road- Alausi und die Nariz del Diabolo
Als wir um 19.00 Uhr in Alausi ankommen haben wir das Gefuehl die einzigen Touris in diesem verschlafenen Nest zu sein. Dieser Eindruck aendert sich am kommenden Morgen schlagartig als wir um 7.00 Uhr unsere Tickets fuer die Nariz del Diabolo kaufen wollen. Als wir in Richtung des kleinen Bueros gehen, sehen wir ueberall Kameras, die jeden Winkel, jeden Laden, jeden Einheimischen hoch euphorisch fotografieren. An diesen haengen deutsche, franzoesiche, englische Touris, die sich vor den Zugeingaengen draengen um auch ja die besten Plaetze zu erwischen (Ist ja nicht so als gaebe es feste Sitzplaetze und als waere der Zug nicht ausverkauft ;-) ). Die Fahrt verlauft voellig anders als wir uns das vorgestellt haben. Erstmal kostet die Fahrt bereits 20 Dollar, man darf nicht mehr auf dem Dach mitfahren (weil vor einiger Zeit ein betrunkener Englaender die Stromleitung mirtgenommen hat, wie Chuerchén uns erzaehlte), es gibt einen verkleideten Zugbegleiter und als wir ankommen erwarten uns am Ende grinsende, huepfende (es sol Tanz sein), beponchote, indigende Ecuadorianer.
Unser Bespasser im Wagon
Wir sind minder begeistert ob der Modalitaeten, mehr begeistert jedoch von der Bahnstrecke, die in Serpentinen nach unten in das kleine Dorf ?Simbame? fuehrt. Unsere Einschatzung der Sache wird jedoch nicht von allen geteilt. Die franzoesiche Reisegruppe, die mit uns im Wagon sitzt fuehlt sich wie im Paradies...was ein toller Ausflug in das dunkle indigende Herz des Landes bei dem man mal sehen kann wie die Eingeborenen leben; gratis Sandwiches gabs auch und die Toiletten sind sauber. In diesem Ecuador ist doch gar nicht alles so verwildert wie manche Traveller im Internet behaupten:)
Wir in der Bahn
Unser Fazit zu diesem Event: Es hat sich schon gelohnt, aber vor 10 Jahren haetten wir die Tour lieber mitgemacht!
ein blick aus der bahn

Als wir mit der Bahn wieder in Alausi ankommen, springen wir so schnell wir koennen mit unserem Gepaeck in ein Taxi, das uns an die Hauptstrasse fuert. Hier winken wir einen Bus nach Cuenca heran und weiter gehts...:)



On the road- Baños
Kilometer fresen schoen und gut..wir sind und bleiben nicht die schnellsten. So zuckeln wir also erstmal gemuetlich Richtung Baños, einer Travellerhochburg Ecuadors. Dort gibt es, dank der umliegenden Vulkane, hoch angepriesene warme Thermalquellen, viele kleine Restaurants und Bars, zaehneverklebende Zuckerrohr Suessigkeiten und eine Wasserfallroute, die wir zu erkunden uns bereits direkt nach unserer Ankunft aufmachen. Direkt neben unserem Hostel sind fuer 5 Dollar Leihraeder zu erstehen aus denen wir uns, nach langer kritischer Untersuchung, die zwei besten Exemplare aussuchen. Dabei traten fuer mich (Stephie) unerwartete Herausforderungen zu Tage. Diese Dinger hatten Kettenschaltung, die Bremsen quitschten, schlugen zu hart an und wir mussten uns die ersten Kilometer auf einer riesigen Strasse neben LKWs, Kleinlastern, Motorradern durchschlagen. Aber dann fuehrte ein gepflasterter Fahrradweg (unfassbar!extra fue die Touris) von der grauen, verqualmten Strasse ab und auf diesem kleinen Weg konnte man endlich zur Rechten die absolut faszinierende Aussicht auf die tiefen Schluchten und Wasserfaelle geniessen. Das sorgte fuer Stimmungsrettung im letzen Moment, denn der Start in die Tour hatte zumindest einer beteiligten gehoerig die Laune verhagelt. Wir erreichten den letzten Wasserfall schon eine Stunde eher als erwartet und gelten damit als trainierte Radfahrer :) Von hier gehts noch einige Stufen und Meter In die Tiefe bis direkt an den Wasserfall. Dort prasselte das Wasser in harten Schwaellen in den kleinen Auffangsee und spritzte wieder meterweit gen Himmel und gen uns. Erschoepft von der Anstraengung nehmen wir abends den Bus zurueck zum Hostal.
Downhill von Baños Richtung Puyo

Am kommenden Morgen, oder eher noch in der Nacht, stehen wir wieder auf um in die Thermalquellen zu fahren. Um 5.30 sitzen wir ( und 20 Ecuadorianer- Touris haben wir hier nicht gesehen) schon im warmen, entspannenden Wasser und geniessen bei langsam aufsteigender Sonne den Blick auf die umliegenden Anden. Was ein ausgezeichneter Start in den Tag! Nachmittags gehts allerdings schon weiter - Unser Ziel: Alausi und die Nariz del Diabolo.



Samstag, 8. Oktober 2011
In das gruene Herz des Landes - El Oriente
Den kommenden Nachmittag brechen wir dann aus Latacunga in Richtung Tena auf. Tena ist unsere Zwischenstation auf unserem Ziel fernab der Zivilisation, wie uns gleich zu Beginn unserer Reise in Quito ein sehr redseliger Taxifahrer versicherte. Zwar gepraegt , jedoch nicht ueberzeugt von der Einschatzung sitzen wir erwartungsvoll im Bus und schauen aus dem Fester, hinter dem sich das uns inzwischen sehr vertraute Andenpanorama abzeichnet. Je laenger wir fahren, desto mehr veraendert sich unsere Aussicht jedoch. Aus dem trockenen gelb des sandigen Altiplano blinzelt hier und da mit der Zeit immer haufiger das satte gruen von Bananen, Guayabas und Cocos Baumen bzw. Palmen. Doch auch wenn es langsam gruent, befinden wir uns doch noch in den Anden, eindeutig an dem klaffenden Abgrund zur Rechten des Busses zu erkennen. Dort unten waelzt sich ein gewaltiger Amazonas-Zustrom gen Osten, gespeist von unzaehligen grossen und kleinen, aber allesamt hohen Wasserfaellen, die einfach ueber die teil jaeh abfallenden Klippen rauschen. Ein solcher Anlbick waere allein schon die Reise wert gewesen und ist doch nur unser Anfahrtsweg - wahnsinn! Eine aehnlich spektakulaere Talfahrt macht auch die Strasse von Latacunga ueber Baños und Puyo mit. Somit kommen wir in Tena auf nur noch 500m Hoehe (statt 2.800 heute Morgen) in einer voellig anderen Welt an. Endlich ist es warm! So war, dass wir im kurzarm-T-Shirt auf unserer Camionetta vom Busbahnhof in Tena bis zum Hostel fahren koennen.
In dieser Nacht wohnen wir in der Casa del Abuelo, zwar nicht dem guenstigsten aber dafuer einem sehr komfortablen Hostel mit zwei grossen Doppelbetten, Ventilatoren, Balkon, eigenem Bad und Internetbenutzung - ein Standard, der es mit dem Mariott in Atlanta durchaus aufnehmen kann, mit 14$ pro Person aber grade ein Viertel dessen kostet. Wir verharren aber nicht lange in unserm Zimmerchen, denn Tena ruft. Wir laufen ueber eine kleine Fussgaengerbruecke, unter der sich der Rio Pano und Rio Tena vereinen, an die Promenade der Stadt und die wohlihe Waerme fuehlt sich endlich an wie Urlaub:) Wir ziehen also ein wenig von Lokal zu Lokal, essen (relativ teure) Pizza, trinken (nach wie vor wahnsinnig billige) Jugos und versacken schliesslich bei diversen Cuba Libre, einem Schlummerbierchen, Herbert Groenemeyer und mit unserem neuen Bekannten Juergen (gebuertiger Duisburger; auf Spanisch ein sehr schwieriger Name, gesprochen "Chuerchén" mit zwei harten "ch" wie in "Jochen"), dem das Lokal gehoert, im El Vagabundo, einer Deutschen Auswandererbar mit Kaesespaetzle auf der Speisekarte.

Etwas spaeter als ursprueglich geplant erstehen wir am naechsten Morgen und machen uns in sengender Hitze (zuminmdest empfinde ich (Stephie) das so) auf nach Ahuano. Diesesmal steht unser Bus jedoch nicht direkt abfahrbereit und wir wissen auch nicht genau wo wir hin muessen. Als wir ihn dann finden, ist bereits 13.00 Uhr und die Schule in Tena hat aus. Zum Glueck sitzen wir als erste im Bus, denn danach bekommt man kein Bein mehr an den Boden. Die Kinder stapeln sich in jedem freien Winkel des Busses.

In der wilden Entschlossenheit, uns DIESMAL nichts stehlen zu lassen, druecken wir in wilder Umarmung unsere Habseligkeiten an uns. Die gut ausgebaute Strasse nach Ahuano fuehte ueber Bananenplantagen, vorbei an kleinen, aus Brettern notdueftig gezimmerten Haeuschen und einem noch nicht in Betrieb genommenen, neuen internationalen Flughafen (was braeuchte man hier auch sonst?) vorbei bis an den Río Napo, wo die Strasse jaeh endet und es nur mit der rostigen Faehre oder einem der etlichen Kanus weitergeht. Letzteres trifft auch auf uns zu, denn wir werden bereits von Luiz, unserem Quitchua-Gastgeber fuer die nachsten 4 Tage, erwartet, begruesst und anschliessend mitsamt unseres Gepaecks eine kurze Strecke Flussabwaerts und uebergesetzt. Und damit geht unser Dschungel-Abenteuer erst los.....


Am Krater von Quilotoa erzaehlte man uns eine Geschichte - drei Junge aus dem Oesterreich erzaehlten von einem Orte mitten im Urwald, an den Ufern des Río Napo, zu erreichen nur mit dem Boot, an dem man Ameisen verspeise und, die Machete in der Hand, den Dschungel erkunde. An diesem Orte lebe Carmen, eine Ex(il)berlinerin und betreibe ein Hostel. Um es kurz zu machen: Wir fanden all dies und noch viel mehr bestaetigt. Tatsaechlich begruesste uns Carmen bereits am Abend unserer Ankunft mit einer Schuessel lebender, grosser, gefluegelter Ameisen (und ich meine ¡wirklich gross!) und der Anleitung, wie zunaechst die Fluegel, dann der Kopf und die Beine zu entfernen seien, um anschliessend die Tiere in der Pfanne zu roesten. Nach etwa 20 Minuten hat Stephie eine Ameise vollstaendig und eigenhaendig zur Strecke gebracht, ich hingegen nur den Koerper eines bereits verschiedenen Exemplars gefleddert und sehe traurig meinem jetzt fluegellosen Beinahe-Opfer mitleidig zu, wie es apathisch neben der Metallschuessel steht, in der seine (oder ihre?) saemtlichen Artgenossen, von Carmen in Windeseile fachfrauelich gerupft) der brunzelnden Pfanne harren. Nur schwer kann ich mich davon abhalten, Ameise X (der letzten ihrer Art, zumindest auf diesem Tische) einen Namen zu geben und schenke ihr stattdessen die Freiheit. Die fertigen Ameisen sind jedoch erfreulich kross und schmecken hervorragend als Beilage zum Abendessen.

In unseren Bettlaken gehuellt (ja, mehr braucht es hier nicht - endlich :-) sinken wir im ersten Stock des ueberwiegend aus Holz und selbstverstaendlich von Hand gebauten, palmblattgedeckten Hauses in den Schlaf, ringsum die Geraeusche des Urwaldes - so haben wir uns das vorgestellt.

Nach einer herrlich erholsamen Nacht in unseren mit Moskitonetzen ueberhangenen Betten werden wir am naechsten Morgen sehr frueh geweckt..unsere Dschungeltour ruft:)
Luiz ist schon frueher aufgestanden als wir und steht, als wir langsam zum Fruehstuck schleichen, schon in voller Montur (gelbe Gummistiefel, lange Hose, T Shirt, Kaeppi und Machete) am Eingang und drueckt uns unsere Ausstattung in die Hand. Wir sollen eine lange Hose tragen, die in die Socken wickeln und Gummistiefel drueber ziehen, damit keine Tiere in die Hosenbeine krabbeln; ausserdem gehoert eine Muetze auf dem Kopf, damit sich keine kleinen Zecken oder Maden auf die Kopfhaut setzen und ihre Hoehlen bauen. Und das wollen wir ja nicht:)
Unser Weg beginnt im Kanu von Luiz, der uns bei wunderschoener Morgensonne bis zum Wald fahrt. Begleitet werden wir neben Luiz noch von Tex, seinem und Carmens, gigantischem schwarzen Labrador-Schaeferhund Mischling (glaube ich), einer Seele von Hund, der, sobald er festen Boden betreten hat, kein Halten mehr kennt. Der Versuch Tex Tempo zu halten scheitert schnell, denn wir koennen uns zwischen den am Boden liegenden Baeumen, Straeuchern und Steinen lange nicht so flink bewegen und folgen stattdessen, eher gemaechlich, Luiz, der uns einen kleinen Weg mit seiner Machete bahnt. Nachdem wir den Sekundaerwald am Ufer des Flusses (in dem Familien Juka, Bananen, Kaffee und Kakao anbauen) hinter uns gelassen haben, betreten wir ein wunderschoenes Fleckchen Primaerwald. Faszinierende Pflanzen, Insekten, Voegel und anderes Getier lassen nicht lange auf sich warten und wir schliessen schnell Freundschaft mit einem kleinen Pfeilgiftfrosch, einer giftigen Raupenlarve und vielen schillernden Schmetterlingen.







Doch nicht nur die Tiere sind bunter, die Baeume sind auch hoeher

und man bekommt den Eindruck, dass wirklich jede Pflanze irgendeine faszinierende Funktion hat. An einigen Baumen bauen Termiten ihre Bauten, in anderen Pflanzen leben kleine Ameisen, die herrlich nach Limone schmeckte, aus einigen Lianen kann man hoelzern schmeckendes Wasser trinken, an anderen kann man tarzangleich (wenn man stark genug ist um sich fest zu halten) durch den Urwald schwingen. Zumindest theoretisch..wenn nichts im Weg steht. Da ich (Stephie) nicht in der Lage war mich an der Liane fest zu halten, kam ich nicht in die prekaere Situation so weit zu schwingen, dass mir irgendwas im Weg stehen koennte, Nikoli hingegen schon:)




Luiz hat sich des Problems dann jedoch fachmaennisch angenommen und mit einem kleinen Holzkeilchen die Palme wieder aufgerichtet. Und dann sind wir schnell gegangen um nicht zu sehen ob sie nochmal kippt:)

Ueberhaupt lebt Luiz den Wald - das merkt man bei jedem Schritt. Etliche Male bleibt er an Pflanzen stehen und erklaert, wozu diese in der Quichua-Kultur dienen: Als Nahrungsmittel, Heilmitte gegen alle moeglichen Gebrechen, fuer rituelle Zeremonien, zur Herstellung von Kleidern und teilweise auch zum reinen Amusement. Dann wieder greift er sich ein Blatt und imitiert den Schrei eines Vogels, der daraufhin tatsaechlich auftaucht und mit ihm ein Zwigespraech haelt.
Nachdem unsere Tour uns quer durch den Wald und auch durch ein kleines Quichua-Dorf gefuehrt hat, halten wir unsere verdiente Rast an einem Wasserfall. Als wir wieder unterwegs sind, zeigen die Feuchttropen, das sie ihren Namen zurecht tragen. Doch da wir eh schon durchgeschwitzt sind, verdirbt uns das die Laune nicht, zumal Luiz uns mit schicken Palm-Regenschirmen ausstattet. Stephie versieht ihre Hose noch mit einem modischen Schlammstreifen und nach gerade mal 2 Stunden Wartezeit kommt dann auch die "bestellte" Camionetta. Zusammen mit Tex und 13 anderen Personen machen wir es uns auf der Ladeflaeche "bequem" (der Fahrgastraum ist bereits voll besetzt) - die raeumliche Enge verhindert leider das Fotographieren.



Auch die naechsten Tage verlaufen abwechslungsreich, beispielsweise mit einem Besuch diverser Quichua-Kultur"museen" in denen wir Jagdfallen besichtigen, der Herstellung Keramik und von Chicha beiwohnen. Letzteres ist ein Fermentationsgetraenk auf Basis von Yucca, einer Kartoffelaehnlichen Wurzelknolle, das wir auch selbst probieren. Komplettiert wird die Djungle-Experience durch den Besuch einer Auswilderungsstation konfiszierter Tiere, einer Schmetterlingsfarm, eine ausgedehnte Kanufahrt, eine Kurzunterweisung im Goldwaschen (es gibt zurzeit einen regerlrechten Amazonas-Goldrausch)





und einen "Urwaldeinkauf" bei dem wir zwei Stauden Bananen, ein paar Yucca-Knollen, frische Palmherzen mitbringen ... und eine weitere, besondere Delikatesse: Den Maden einer Skarrabaeus-Art, die im Stamm der selben Palme gedeihen, der wir die Palmherzen zu verdanken haben. Abends werden die Maden von uns eigenhaendig ausgenommen, in Palmblaetter gewickelt und im offenen Feuer gegart. Die Meinungen ueber den Proteinreichen Snack sind geteilt...

vorher:

nachher:


Auch das Haus hat vieles an Attraktionen zu bieten, hier seien nur die Schildkroete und die Boas erwaehnt:





So geht nach 4 Naechten eine sehr erlebnisreiche Zeit im Regenwald zuende und wir tasten uns zaghaft wieder an die Zivilisation heran, indem wir zurueck nach Tena fahren. Tena wird im Lonely Planet als die "Wildwasserhauptstadt Ecuadors" bezeichnet (auch Chuerchén ist als Wildwasserfreund hier gestrandet) und folgerichtig verbringen wir den naechsten Tag wieder auf einem fantastischen Fluss, der uns mitten durch den Regenwald fuehrt, diesmal allerdings nicht im Kanu sondern im Raft. An unserer Seite: 2 ecuadorianische Guías (scheinbar haben sich keine anderen Touris gefunden), von denen der eine nicht viel Preis gibt und der andere permanent und unter vollem Koerpereinsatz an seiner eigens zu diesem Zwecke mitgebrachten Damenbekanntschaft herumgraebt, dass die Paddel krachen. Gelegentlich laesst er Appetithaeppchen aus seinem kongenialen, weltmaennischen Deutsch-Sprachschatz aufblitzen ("Scheisse") um anschliessend langwierig seiner Begleitung seine eigenen Witze zu erklaeren. Dennoch hat er scheinbar Erfolg - und wir trotzdem unseren Spass. Abends am Stammtisch im Vagabundo gibt es ... Semmelknoedel mit Rotkohl und Sauerbraten. Eine Idee, die wir noch vor unserer Reise mit ihm ausgeheckt haben. Gemeinsam mit dem Multifunktionskellner Juan-Carlos (der uns heute morgen noch im Café Tortuga unser Fruehstueck serviert hat) verbringen wir einen schoenen Abend. Chuerchén ist nach dem Genuss hausgebrauten Bieres leider indisponiert und schlaeft vorm Restaurant in seinem Jeep. Am naechsten Morgen geht es frueh zum Busterminal und dann weiter, bzw zurueck nach Baños. Unsere bisherigen 2 1/2 Wochen haben uns ein wenig daran zweifeln lassen, dass wir zu den "most adventurous travelern" gehoeren, denen der zaehe und unkonfortable Fluss-Weg ueber Coca und Iquitos nach Peru vorbestimmt ist. Und ueberhaupt ist die Weichevariante viel besser planbar. Und jetzt wird es Zeit, Kilometer zu fressen... :-)



Donnerstag, 29. September 2011
Ueber Hoehen und durch Tiefen
Weiter im Text: Hallo :) In Latacunga angekommen beziehen wir unser wunderschoenes Hostelzimmer mit gelben Waenden und grossen Betten. Ausserdem gibt es die Moeglichkeit ueber eine knorrende Treppe aufs Dach zu klettern und von dort bietet sich eine wunderschoene Aussicht ueber die ganze Stadt und die umliegenden Vulkane. Diese geniessen wir direkt mit einem Cuba Libre in der Hand und in der Sonne sitzend.
Cuba Libre in der Sonne
Doch was nun? Eigentlich wollten wir nur einen Tag bleiben um dann auf die Quilotoa Loop, eine Wanderung durch kleine Andendoerfer, aufzubrechen, lassen von diesem Plan jedoch schnell ab als wir erfahren, dass die naechsten Tage in Latacunga das mama negra Festival stattfinden soll. Das festival, zur Ehren der Virgen de Mercedes (Maria), die das Dorf vor Vulkanausbruechen schuetzen soll, ist in der Gegend und auch unter Travvelern wohlbekannt. So reisen viele ueber das Wochenende nach Latacunga um mit den Einheimischen zu tanzen, durch die Strassen zu ziehen und viel zu trinken ;-) Klingt vielversprechend und wir beschliessen noch 2 Tage zu bleiben. Einziges Problem: Unser wunderschoenes Hostel ist schon ausgebucht und wir brauchen einen neuen Schlafplatz. Das dritte Hostal an dessen Tuer wir klopfen gewaehrt uns schliesslich ein Bett fuer die Nacht. Glueck gehabt, jezt kann gefeiert werden:) Und das tun die Latacunger! Blasmusik erschallt Tag und Nacht durch die ganze Stadt und alle tragen festliche, traditionelle Kleider und Verkleidungen (ein bisschen wie Karneval) in denen sie tanzend durch die Stadt ziehen. Zwischen diesen verschiedenen Tanzgruppen laufen Traeger, die mit Rum und Zigaretten drappierte ausgehoelte Schweine tragen, schwer beladen durch die Strassen.

Am Abend versammelten sich alle Feiernden auf einem kleinen Plaza und von allen Seiten bekommt man Melonenschnaps, Bier und Rum spendiert. Damit sich auch die Impfungen gegen Troepfcheninfektionen gelohnt haben, trinkt so die ganze Stadt praktisch aus einem Becher. Und waehrend wir uns mit radebrechendem Spanisch zu verstaendigen suchen, walzt der ewig waehrende mama-negra-Jive von der gut 20 Mann starken Blaskapelle ueber den Platz. Spaeter schmachtet ein oeliger clichee-Latino scheinbar seine groessten Hits in die Menge, die sich jedoch beharrlich weigert, mitzuschmachten. Beharrlich weigeren sich auch "todas las mujeres" die Arme zu heben. Einzig die beiden kaum bekleideten Maedchen auf der Buehne bewegen sich wie wild, wohl, um sich in der doch recht kalten Nacht ein wenig aufzuwaermen. Und waehrend all dem werden auf dem Platz kontinuierlich Feuerwerke aufgebaut und zwar keine Hoehenfeuerwerke, sondern kunstvoll (und abenteuerlich) gearbeitete mehrgeschossige Gebilde, die auf einer frei drehbaren Konstruktion aufgesetzt werden (welche vermutlich noch nie einer TUEV-Pruefung unterzogen wurde). Nacheinander entflammen verschiedene Objekte und Figuren und verteilen ihren Funkenregen grosszuegig ueber die begeisterte Menge.
Feuerwerk
Leider zieht das Fest nicht nur Tanzwillige und Trinklustige an, sondern auch Taschendiebe. Einer Mitbewohnerin aus unserem Hostel wird das Portemonnaie gestohlen, uns zum Glueck nur das Pfefferspray. Aber daraus lernt man ja auch. Seitdem tragen wir unsere teuersten Habseligkeiten immer direkt am Koerper. Spaet in der Nacht (Fuer ecuadorianische Verhaeltnisse- hier kommt einem sieben uhr abends schon wie mitten in der Nacht vor) spazieren wir dann zu unserem Nothostal - und stehen prompt vor verrammelter Tuer. Erst wiederholtes Klingeln veranlasst die Recepcionista dazu, uns erst eine winzige Guck-Luke und dann ein kaum groesseres Tuerchen zu oeffnen. Wie Alice ins Wunderland steigen wir in die Absteige ein und hauen uns sofort aufs Ohr.
Vor verschlossenen Toren

Den naechsten Tag machen wir uns mit leichtem Reisegepaeck, d.h. nur Umhaengetaschen, am fruehen morgen auf nach Zumbahua, zu einem kleinen indigenen Markt, und nach Quilotoa, einem kleinen Doerfchen mit Vulkankratersee.

Als haette ich (Nikolai) doch nichts aus dem gestrigen Abend gelernt, lasse ich im Bus meine Tasche auf dem Boden, zwischen meinen Beinen stehen - und ehe ich mich versehe, ist die Tasche unter den Sitz gerutscht, der Reisverschluss offen und mit der Jacke ist das neben meiner Kamera wertvollste was ich auf dieser kleinen Seitentour dabei habe, verschwunden - Top... Da mir dies aber erst spaeter im Hostal klar wird, geniessen wir den doch ein wenig gewoehnungsbeduerftigen Markt (viele Tiere und Tier-Teile), erhandeln uns je ein Set Llama/Alpaca-Muetze und -Schal (gut investiertes Geld, wie sich noch zeigt) und fahren dann mit einer Cambionetta, d.h. auf der Ladeflaeche eines Pickup-Trucks nach Quiltoa. Unser Hostal wirkt eher wie eine normannische Festhalle mit grossen Federbettbestueckten Schlafgemaechern, die mit 25$ pro Person und Nacht fuer Ecuador einzigartig teuer sind. Wir waehlen die ausserhalb liegende billigvariante mit eigenem Holzofen, den man nachts dringend braucht. Wir sind auf gut 4.000m ueber Normalnull.
Der Quilotoa-See und das Andenpanorama ueberzeugen auf den ersten Blick mit ... ja, wie soll man es beschreiben ... see/ht selbst :-)



Der Weg hinab ist schon muehselig, zumal es nach kurzem dicht bewoelkt ist und erst regnet, dann hagelt und dann zu regnen nicht mehr aufhoert - wir sind offenkundig zu spaet. Es ist jedoch erst der muehsame Weg nach oben - die Hoehe sind wir wohl doch noch nicht ganz gewoehnt - der uns dazu veranlasst, uns anschliessend notduerftig getrocknet und aufgewaermt, fuer den Rest des Tages und fast den gesamten naechsten Tag in den Schlafsaecken im Bett zu verkriechen.
Froestelnd
Ausser Kreuzwortraetseln, dem gelegentlichem Trinken heisser Schokolade und der wiederholten Bewanderung der drei Strassen des Dorfes (die von tollwuetigen Pony-Kampf-Ferkelschweinen bewacht werden) verbleiben uns, vom Wandern hoechst abgeschreckt, hier keine weiteren Aktivitaeten. Wir stufen unsere selbsteingeschaetzte adventurousnes und mithin Abenteuer-Kreditwuerdigkeit auf einen neuen Tiefstwert, die Quilotoa-Loop ist damit gestrichen.
Am naechsten Tag gibt es nur eines: Warten, bis der Bus nach Latacunga kommt. Schliesslich entscheiden wir uns dafuer, mit 3 Oesterreichern, 2 Daenen und einer Japanerin (jaja, dieses kosmopolite Traveler-Leben) auf einem Kleinlaster schon mal nach Zumbahua zu fahren (die 1,5h bis nach Latacunga trauen wir uns mit diesem fragwuerdigen Komfort jedoch nicht zu). Der simple Transfer entwickelt sich unerwartet zu einer rasanten Verfolgungsjagd, bis unser Vollblutfahrer (heisser Anwaerter auf einen Job als Quitoñer Metrobusfahrer) den Bus nach Latacunga, den er gesichtet endlich gestellt hat. Dort fahren wir, teilweise auf dem Boden, in Stephies Fall neben dem Fahrer sitzend, die Rumpelpiste nach Latacunga zurueck. Dort ist doch tatsaechlich immer noch das Mama Negra im Gange...
Der Naechste Tag fuehrt uns zum Cotopaxi, dem hoechsten aktiven Vulkan der Welt, Namensgeber der gesamten Region und einzigartiges, geschuetztes Refugium fuer Tiere und Pflanzen.

Wenn man schon in Suedamerika Urlaub macht, kann man ja auch mal ungewoehnliches tun, was man zu Hause nicht taete - 6000er besteigen zum Beispiel. Aber da uns Quilotoa Demut gelehrt hat, begnuegen wir uns mit einem "Besuch" des Refugios auf 5.000m und dem kurz darueber beginnenden (oder besser: endenden) Gletschers. Mit 2 anderen Deutschen (Johannis und Kristin) und einem privaten Fahrer/Fuehrer geht es durch die Steppe und das Umland, dann steil hinauf. Die Verbindung von Magma und Gletscher macht eine einzigartige Mischung aus, die dazu fuehrt, dass im Falle eines Ausbruches ganze Landstriche weggeschwemmt werden und im Laufe der Zeit tiefe Schluchten durch die Landschaft gefraest haben, die in den "friedlichen" Zeiten des Cotopaxi vor ueppigem Gruen strotzen. Der Cotopaxi ist in 10 Jahren wieder faellig, dann kann Mama Negra sich wieder mal beweisen.

In 5.000m Hoehe ist es (1) schweinekalt, (2) wahnsinnswindig und faellt (3) jeder Schritt schwer. Der Boden besteht hier aus schwarzem und grauem Sand, dort aus feuerrotem Granulat (aehnlich dem, das man in Blumentoepfe fuellt) und bis man sein wohlverdientes Gletscher-Foto gemacht hat, hat man auch verstanden, wieso sogar der Fuehrer Handschuhe traegt. Hinab geht es, dank des weichen untergrundes, mit weit ausgreifenden Schritten - vermutlich war es kein Zufall, dass man im Hostel noch vor kurzem "Walking on the Moon" gehoert hat.
Und mit einer letzten Runde Coctéles und einem sehr schmackhaften Essen beim empfohlenen Mexikaner um die Ecke, der jeden Tag nur 2 Stunden offen hat, geht so die schoene Zeit im Altiplano zuende - morgen geht es in den Dschungel, einer Empfehlung der Oesterreicher folgend. Was mag uns dort erwarten...? :-)

Hasta luego sagen
Stephie und Nikolai




Freitag, 23. September 2011
Al Mitad del Mundo - las primeras días
Nikolai (oder: die Leiden des jungen Bloggers):
Tag 6, wir sind mittlerweile in Latacunga angekommen (um den Namen fehlerfrei aussprechen zu koennen bedurfte es einiger Zeit) und sind schon jetzt blog-technisch in Verzug und das obwohl wir permanent Internet hatten - das kann ja heiter werden (wir stellen uns vor, wie wir in ca 2 Wochen auf einem Postboot den Río Napo hinunterfahren, auf dem es nicht mal Trinkwasser gibt, geschweige denn WiFi). Aber es ist ja nicht so, als haetten wir in diesen ersten 3 Tagen in Quito die Haende in den Schoss gelegt, mitnichten! Doch wie schon Herr Huelsbusch sagte: Der Fluss beginnt nicht an der Muendung.
Ohne die zuvorkommende Hilfe des erstbesten Taxista, der uns am Aeropuerto Mariscal ansprach und dem wir (¿Intuitiv richtiges Handeln oder uebermuedete Ignoranz?) ohne Zoegern und bewaffnet mit Stephies Spanisch und meinem eisernen Schweigen in sein Gefaehrt folgten, waeren wir wohl nur schwerlich in dem Hostel untergekommen, fuer das wir zwar fuer die vorangegangenen beiden, nicht aber fuer diese Nacht eine Reservierung hatten. Das Hostel liegt in Mariscal, der Neustadt Quitos, in der der Grossteil der Gringo-Backpacker stationiert ist und von dem der Lonely Planet (unser Bibel fuer die naechsten 3 Monate) unverbluemt sagt, er sei nachts gefaehrlich. Gluecklich angekommen, beziehen wir unsere Unterkunft fuer die naechsten 4 Naechte, die zwar nicht mit dem Mariott-Hotel der Nacht zuvor mithalten kann, aber dadurch besticht, dass der Preis nur einen Bruchteil dessen ausmacht.
Wie selbstverstaendlich legt der freundliche Rezeptions-Mensch am naechsten Morgen unsere Reservierung einfach auf diese und die kommende Nacht um, sodass wir keinen Centivo zuzahlen zu brauchen (seit einiger Zeit ist der US$ hier offizielles Zahlungsmittel) und wir verprassen den neugewonnen Reichtum gleich, indem wir uns ein 25-cent-Busticket in die Innenstadt und dort frischgepresste 80-ct-Guyabana/Guabanana-Saefte goennen und uns die blattgold-beladene Pracht der Escuela Quiteño, also der hiesigen Kirchenbaukunst aus dem 17. und 18. Jahrhundert zu Gemuete fuehren. Als europaeischer Tourist ist man in Quito etwa so unauffaellig, als wuerde man in einen Poncho gehuellt auf einem Llama ueber den Prinzipalmarkt reiten und so treffen wir bereits an diesem ersten und den folgenden Tagen immer wieder die gleichen Menschen, die teilweise auch schon in unserem Flugzeug sassen - was vermutlich auch daran liegt, dass grosse Teile des Stadtgebietes nicht umbedingt dazu angetan sind, von naiven Gringos durchwandert zu werden - der Lonely Planet warnt vor manchen Orten auch explizit. Die Nonchalance mit der aber auch in der Innenstadt die Leute kreuz und quer ueber die Strassen rennen (fuer gewoehnlich haben die Stadtplaner auf Fussgaengerampeln vollstaendig verzichtet), am Strassenrand winken und anschliessend in die noch fahrenden Busse springen oder sich in die haeufig vollkommen ueberfuellten Metrobusse quetschen, die halsbrecherische Geschwindigkeit, mit der diese wiederum, wild scheppernd, ueber die eigens errichteten Trassen zwischen dem ueberall wuetenden Grossstadtverkehr hindruchrasen und die Virtuositaet mit der die tausenden Taxen Autos wie Fussgaenger von der Strasse hupen (all das jedoch ohne dass offensichtlich jemand zuschaden kommt) laesst einen jedoch niemals denken, dass die Innenstadt von Quito nur die Disneyland-Variante der suedamerikanischen Grossstadt sei und das "wahre Leben" in den Barrios tobe.Das schlicht atemberaubende Andenpanorama runderherum (Quito liegt auf rund 2.800 m, die umliegenden Berge gehen bis auf 4.700 m) tut sein Uebriges - wir sind offenbar angekommen. Quito-Impression
Auch wenn in Ecuador nicht alles so guenstig ist wie das Bus- und Taxifahren (das scheinbar so eine Art Grundversorgung darstellt), kann man dennoch die meistens Sehenswuerdigkeiten fuer 2-3$ sehen und fuer denselben Preis auch schon mal ein ganzes Mittagsmenu inkl. Getraenk zu sich nehmen (solange es sich nicht um Importbier o.ae. handelt). Am ersten Abend jedoch sind wir noch sehr touristisch und damit verhaeltnismaessig teuer unterwegs, es steht direkt ein erstes kulinarisches "Highlight" auf dem Plan: Cuy, oder zu Deutsch Meerschwein. Medio Cuy in Quito Das genaue Esserlebnis will ich an dieser Stelle nicht schildern (ich hatte die meiste Zeit das Gefuehl, etwas unmoralisches zu tun...), der Geschmack laesst nichts zu wuenschen uebrig, wird mich aber auch zu keinem zweiten Versuch veranlassen.
Der Guagua Pichincha ist der Hausberg Quitos - oder besser der Hausvulkan, einer von rund 2 Dutzend Vulkanen im Land, von denen die meisten nach wie vor aktiv sind (der Pichincha ist zuletzt 2004 ausgebrochen). Mit dem TeleferiQo, einer Seilbahn, gelangt man bequem auf den unteren der zwei Gipfel, von dem man einerseits aus 4.100 m Hoehe einen tollen Blick auf diese scheinbar endlos grosse (aber doch "nur" 3 Mio. Einwohner beherbergende) Stadt hat und zum anderen, eine erste kleine Wandertour zum zweiten, 4.800 m hohen Gipfel unternehmen kann. Dem Lonely Planet zufolge ein einfaches Unterfangen, das nur wenige Stunden in Anspruch nimmt, fuer das man sich aber ein paar Tage akklimatisiert haben sollte. Dennoch nehmen wir diesen Berg bereits am 2. Tag in Angriff und entscheiden uns damit kurzfristig gegen eine Fahrt auf den Panacilla, den Haushuegel der Altstadt, auf dem die Virgen als nicht zu uebersehendes Wahrzeichen der Stadt steht. Mit der rund 20-minuetigen Taxisfahrt zur Station fuer 4$ haben wir das Gefuehl, zum ersten mal richtiges Verhandlungsgeschick an den Tag gelegt zu haben. Und an der Station treffen wir prompt auf 4 deutsche Mitstreiter, die zum Teil auch erst seit vorgestern hier sind und sich auch keine grossen Sorgen zu machen scheinen, dass irgendwas schiefgehen koennte.Schon die ersten Schritte zeigen eindrucksvoll, was 4.000 m Hoehe fuer den Koeper bedeuten. Ohne uns im Taxi oder in der Gondel grossartig angestrengt zu haben, fuehlen sich schon die ersten paar hundert Meter an, als waeren wir zuvor den Berg hochgerannt. Blick vom Pichincha auf Quito Dafuer sind wir allein auf weiter Flur - und weit ist die Flur in der Tat! So geniessen wir die Aussicht und kaempfen uns den Berg hoch, stehts den Staub unserer vorauseilenden Begleiter in der Nase. "Der letzte Teil ist gerade einmal Schwierigkeit zwei, das heisst nicht mal kraxeln" sagt Andi, der Mensch mit dem Odlo-Langarmshirt, der nach Aussage seiner Freundin Sandra dieses Jahr schon den Watzmann bestiegen hat. Was bei dem verlaesslich taeglich gegen Nachmittag einsetzenden schauerartigen Regen so passieren kann, davon zeugen eindrucksvoll die ausgewaschenen Grate, die sich auch schon auf dem "chilligen" 1. Teil (Andi) den Weg hinunterziehen. Und so schoen und beeindruckend auch der Ausblick und die Vegetation sind, kommen zumindest Stephie und mir langsam Zweifel, ob wir nicht einen straeflichen dummen Fehler begehen, wenn wir auf Gedeih und Verderb zum Gipfel hoch wollen. Und schliesslich, nach einer Begegnung mit einem zuruecklaufenden Franzosen, aus dessen Blick der mitleidige Zweifel spricht und der uns fragt, ob wir viel Erfahrung mit Bergsteigen haetten, entschliessen wir uns zur vorzeitigen Umkehr. Auf dem gruenen Canapé Keine schlechte Entscheidung wie sich zeigt, denn in nicht einmal einer Stunde zieht der Himmel um den Gipfel vollstaendig zu und mit den ersten Regentropfen erreichen wir wieder die Bergstation. Auch unsere Wegbegleiter schaffen es nicht bis ganz auf den Gipfel, aber immerhin auch unbeschadet zurueck zur Bergstation.
Wenn es dunkelt nach Quito...
Am naechsten Tag, puenktlich zur Tag-Nacht-Gleiche (21.September) finden wir den Weg zur Mitag del Mundo, einem grotesken Freizeitparkdorf, angelegt um ein Monument, welches sich direkt auf dem Aequator befinden soll - laut Lonely Planet aber 300m abseits liegt, die Inka haben es mit ihrem Monument besser gemacht. Allein die 90-minuetige Fahrt mit 2 verschiedenen Bussen durch die weit ausladenden Vororte Quitos ist spannend genug (Kostenpunkt: 40 ct). Hier die obligatorischen auf-beiden-Halbkugeln-zugleich-Fotos:
Am Mitad del Mundo
Und hier noch die Kein-Schatten-Fotos :)
Sonne im Zenit 2Sonne im Zenit 1
Anschliessend verbringen wir unseren (vorerst) letzten Abend in Quito - morgen geht es weiter richtung Sueden, nach Latacunga. Doch das ist eine Geschichte, die wir Euch heute nicht mehr zumuten wollen :-)



Dienstag, 20. September 2011
Unsere Odyssee nach Quito Teil 2
Nikolai:
Entsprechend unserem Reiseplans sollten wir am 16.09. erst von Duesseldorf nach Atlanta fliegen und nach 4h Sufenthalt von dort weiter nach Quito. Der erste Teil der Reise verlief ohne nennenswerte Vorkommnisse, mit einem ansehnlichen und 2,5 ueberfluessigen Filmen im Gepaeck. Und nachdem wir in Atlanta die schwierige Wahl zwischen ca. 10 Fastfood-Restaurants recht erfolgreich gemeistert und uns zudem mit Dutyfree-Zubehoer ausgestattet hatten, startete auch unser Flug von Atlanta nach Quito planmaessig um 17.30 Ortszeit. Bis hierher also alles bestens. Und damit uebergebe ich an Stephie...

Stephie:
Naja..alles bestens kann man jetzt so auch nicht sagen. Erstmal stand unser Flug nirgends ausgeschrieben ausser im Duty Free Shop und wenn uns nicht irgendein wildfremder Ecuadorianer mitgeteilt haette dass wir jetzt an einem anderen gate abfliegen waeren wir nicht mal in diesem desastroesen Flug eingestiegen.
Sind wir aber und so gings los..Man soll ja alles positiv sehen. Also hab ich erstmal die wundervolle Aussicht ueber Atlanta und Florina, Miami und Kuba bewundert. Bis es dunkel wurde. Doch nicht nur dunkel. Nein ... Zu so einem richtig schoenen karibischen Abend gehoert auch ein wunderschoenes Gewitter vor dem Fenster. Das ficht Nikolai allerdings alles nicht an, erst sieht der n Film, dann schlaeft der ein. Super! Ich starre also wie gebannt auf unsere Reiseroute, die ich an dem Bildschirm vor mir ablesen kann. Draussen regnet es, drinnen wackelt es, ich starre auf den Bildschirm. Waehrend meines starrens passiert dann etwas sehr sehr fragwuerdiges. Kurz vor Panama dreht das verdammte Flugzeug. Ich denke: Naja, vielleicht geht das System falsch, naja..vielleicht muss man hier eine ganz ungewoehnliche Route fliegen, nein ich kann Nikolai nicht schon wieder wecken und und fragen warum zur Hoelle wir in die falsche Richtung fliegen, der war schon nicht begeistert ueber deine Gewitter-Sorgen. Aber dann: Das Flugzeug faellt erstmal n paar Meter, Licht flackert,alles rappelt und wir fliegen in die falsche Richtung. Inzwischen ist dann auch Nikolai mal aus seinem Schlaf erwacht, ich bin aber inzwischen angemessen panisch und uebezeugt, dass wir entweder sofort abstuerzen oder entfuehr worden sind. Super! Nach 10 Minuten bequemte sich dann unser Pilot doch mal uns mitzuteilen, dass wir umgedreht sind, nach Atlanta zurueck fliegen, vorher in Miami tanken und die Nacht in Atlanta verbringen. Den Grund hat uns nie jemand gesagt. Geruecht: In Quito ist ein Flugzeug abgestuerzt, deswegen war der Flughafen an dem Abend zu!

Nikolai:
In Atlanta angekommen wird uns ein (ermaessigtes) Hotel zugewiesen und mitgeteilt, dass nur ein Teil der Passagiere bereits am naechsten Tag fliegen koenne, der Rest muesse bis
Sonntag warten. Samstag geht das Chaos weiter: Wir waren ca 3h am
Flughafen und erhalten an jeder Stelle andere Informationen. Als wir schliesslich, nachdem wir unser Gepaeck bereits aufgegeben haben, erfahren, dass wir auf Platz 10 der "Nachruecker" sind, entschliessen wir, erst am Sonntag zu fliegen und lieber in die Stadt zu fahren, statt noch 6
weitere Stunden zu warten (am Sonntag erfahren wir, dass niemand in den Flug gekommen ist, was die Leute aber erst kurz vor Abflug erfahren haben - somit haben wir es wohl richtig gemacht).

College-Football in Atlanta
Atlanta ist, kurz gesagt, eine recht befremdliche Stadt mit sehr amerikanischem
Charme (low-road, quick and dirty halt ;). Armut und Verwahrlosung vor teilweise steriler, teilweise freundlich-moderner Hochhaus-Kulisse, vieles Grundsaniert und neu gebaut fuer die Olympischen Spiele 1996, Herkunftsort von Coca Cola, CNN, Martin Luther King, Jimmy Carter und Samuel L. Jackson, selbsternanntes "kulturelles Zentrum des Suedens", (scheinbar) sehr hoher Anteil afroamerikanische Bevoelkerung. Folglich waren wir gestern bei einer Reihe Collegefootball-Spiele und heute in der World of Coca Cola. Dort bezahlt der geneigte Besucher 16$ (wir haben ein Ticket gefunden) um sich Werbefilme ueber und zahllose Devotionalien von Coca Cola anzusehen. Interessanterweise ist das ganze noch flacher, als man es sich
vorstellt, es wird weder ueber "Coca" noch ueber "Cola" gesprochen, stattdessen ueber die kulturelle Bedeutung von Coca Cola, die ganze Generationen gepraegt habe, immer und ueberall eine verlaessliche Groesse darstellt (natuerlich auch fuer "our troops"...), das Leben einfach besser
mache, und es wird stolz darueber berichtet, wie in den 80er Jahren die Veraenderung des Rezeptes einen Sturm der Empoerung ausgeloest und Landesweit Buergerintitativen auf den Plan gerufen habe.
Eine Flasche aus der World of Coca Cola, im Hintergrund: Die Skyline von Atlanta

Kurz und gut, Starten wird wieder um 17.30 Ortszeit von Atlanta aus und landen nach nur leichten Turbulenzen ueber der Karibik sicher in Quito, nehmen wir ein (natuerlich lizensiertes) Taxi, dass uns zum Hostel in der Neustadt (Mariscal) bringt, in dem wir bereits fuer die vergangenen zwei Naechte Unterkunft gebucht hatten. Ob wir hier nun auf Kulanz zwei Tage bleiben koennen oder aber zahlen muessen, werden wir erst am naechsten Morgen feststellen - aber wichtiger ist jetzt: Die erste Etappe ist endlich geschafft.



Unsere Odyssee nach Quito Teil 1
Nikolai:
Meine Reise beginnt am 16.09. um ca 5.15 Uhr morgens. Zum Glueck sind es von mir zu Hause bis zum D'dorfer Flughafen nur rund 20 Minuten mit dem Auto, ok, im Morgenverkehr sollte man 30 einplanen. Jedenfalls kein Grund, in Panik zu verfallen. Der gestrige Tag gab auch keinen Anlass zu Panik, wie erwartet liessen sich all meine Reise-Accessoirs recht problemlos in meinem Reiserucksack verstauen. Ein letzter Check: Moskitonetz, Trekkingschuhe, Dollarreserve - alles dabei. Kraeftig durchgeimpft und crashkurs-spanischgeschult kann es also losgehen. Um 9.30 ist Abflug nach Atlanta, von dort soll es nach Quito weitergehen (4h Aufenthalt, sollte also nicht zu knapp werden) und dort ... nun ja, dort haben wir erst mal fuer zwei Tage eine Unterkunft gebucht. Und dann geht es erst richtig los. Aber zurueck nach Duisburg. Ein letztes mal richtiges Brot und bezahlbaren Kaese essen und dann sind Birgit und ich auch schon auf dem Weg. Ich glaube, so gut war ich selten in der Zeit :) Das wird Stephie freuen, die legt da ja so viel Wert drauf.
Wir kommen gut durch, wuehlen uns durch die neu gebauten fragmentarischen Wegstuecke zwischen Huckingen, Kaiserswerth und DUS-Airport und treffen bereits um 6.50 ein - 10 Minuten vor Treffpunkt, ich bin vor Stephie da, juhu :) Da kommt eine SMS...

Stephie:
Meine Reise beginnt am 16.09. um 4.00 Uhr morgens. Schnell aufstehen, duschen und das Handgepaeck packen, damit wir rechtzeitig loskommen. Ich will ja nicht zu spaet kommen und den Flug verpassen. Meine Familie,die mich zum Flughafen bringen will, insbesondere meinen Vater treibt jedoch mal wieder nicht die gleiche Hast wie mich. Er bleibt bis um 4.45 im Bett liegen, duscht gemuetlich, richtet noch irgendwas im Keller und ist dann endlich um 5.30 bereit zur Abfahrt. Wir fahren also gemuetlich los, unterhalten uns ein bisschen, gehen nochmal durch ob ich alles habe und halten schliesslich auf meinen Wunsch an einer Raststaette um die dortigen Oertlichkeiten aufzusuchen. Da schaue ich auf die Uhr: 6.50/ 70 km bis zum Flughafen und eine Verabredung mit Nikolai um 7.00 vorm Delta-Airlines-Schalter/ 1h bis Check IN Ende. MIST! Das klappt nie. Also schreib ich eine SMS:
Hallo, Diesmal kom ich zu spaet und nicht nur 10 Minuten. Is viel los auf der Strasse und es ist noch n Stueck bis zum Flughafen. Trink nen Kaffee oder so. Bis gleich, lg.
Viel los auf der Strasse haette ich mal besser nicht vorher gesagt, denn kaum war die SMS weg war viel los auf der Strasse, STAU! Da war das Theater gross.. Wer meine Familie kennt kann sich vielleicht den Stimmungswechsel im Auto vortsellen. Jetzt war nichts mehr entspannt oder ruhig! Wer ist denn auch so bescheuert und faehrt nur 1,5 h vorher zum Flughafen los, durchs Ruhrgebiet, morgens????? Voellig fertig mit den Nerven fahren wir um 7. 50 im Flughafen ein, da klingelt mein Handy....

Nikolai:
Nach einer wonnevollen Stunde der Gewissheit, mir von Stephie so schnell nicht mehr anhoeren zu muessen, ich sei hier oder da zu spaet gekommen (wer verpasst denn bitte seinen Transatlantikflug...?), wird es doch ein wenig kribbelig. Immerhin hat mein Check-In ohne jegliche Schlange (auch mal was neues) immerhin gut 20 Minuten gedauert - mein Rucksack musste aufgrund der Form (?) als Uebergepaeck eingecheckt werden und das dauert...und von "keine Schlange" kann jetzt auch keine Rede mehr sein. Also denke ich mir, ich rufe Stephie mal an ...
Sie seien gerade am Flughafen angekommen, erklaert mir eine nicht ganz so entspannte Stephie, sodass ich mich schon mal fuer sie in die Reihe stelle. Doch nach nicht mal einer Minute sehe ich die Sievers-Familie auf meine Position zusteuern. Mit vereinten Kraeften kaempfen sich F.-J. und S. C. Sievers gemeinsam bis an den Schalter vor, bringen auch den Rucksack erfolgreich am Uebergepack-Schalter unter und schliesslich bleiben uns noch ganze 20 Minuten um uns wieder zu beruhigen, die versammelte Sieversschaft gebuehrend zu verabschieden (meine Mutter ist schon vor einiger Zeit gefahren) und noch rechtzeitig zum Boarding zu kommen. Die erste Huerde ist genommen. Und wer sich im deutschen Berufsverkehr durchschlagen kann, der sollte doch auch in America del Sur durchkommen, ¿verdad?