Dienstag, 20. September 2011
Unsere Odyssee nach Quito Teil 2
Nikolai:
Entsprechend unserem Reiseplans sollten wir am 16.09. erst von Duesseldorf nach Atlanta fliegen und nach 4h Sufenthalt von dort weiter nach Quito. Der erste Teil der Reise verlief ohne nennenswerte Vorkommnisse, mit einem ansehnlichen und 2,5 ueberfluessigen Filmen im Gepaeck. Und nachdem wir in Atlanta die schwierige Wahl zwischen ca. 10 Fastfood-Restaurants recht erfolgreich gemeistert und uns zudem mit Dutyfree-Zubehoer ausgestattet hatten, startete auch unser Flug von Atlanta nach Quito planmaessig um 17.30 Ortszeit. Bis hierher also alles bestens. Und damit uebergebe ich an Stephie...

Stephie:
Naja..alles bestens kann man jetzt so auch nicht sagen. Erstmal stand unser Flug nirgends ausgeschrieben ausser im Duty Free Shop und wenn uns nicht irgendein wildfremder Ecuadorianer mitgeteilt haette dass wir jetzt an einem anderen gate abfliegen waeren wir nicht mal in diesem desastroesen Flug eingestiegen.
Sind wir aber und so gings los..Man soll ja alles positiv sehen. Also hab ich erstmal die wundervolle Aussicht ueber Atlanta und Florina, Miami und Kuba bewundert. Bis es dunkel wurde. Doch nicht nur dunkel. Nein ... Zu so einem richtig schoenen karibischen Abend gehoert auch ein wunderschoenes Gewitter vor dem Fenster. Das ficht Nikolai allerdings alles nicht an, erst sieht der n Film, dann schlaeft der ein. Super! Ich starre also wie gebannt auf unsere Reiseroute, die ich an dem Bildschirm vor mir ablesen kann. Draussen regnet es, drinnen wackelt es, ich starre auf den Bildschirm. Waehrend meines starrens passiert dann etwas sehr sehr fragwuerdiges. Kurz vor Panama dreht das verdammte Flugzeug. Ich denke: Naja, vielleicht geht das System falsch, naja..vielleicht muss man hier eine ganz ungewoehnliche Route fliegen, nein ich kann Nikolai nicht schon wieder wecken und und fragen warum zur Hoelle wir in die falsche Richtung fliegen, der war schon nicht begeistert ueber deine Gewitter-Sorgen. Aber dann: Das Flugzeug faellt erstmal n paar Meter, Licht flackert,alles rappelt und wir fliegen in die falsche Richtung. Inzwischen ist dann auch Nikolai mal aus seinem Schlaf erwacht, ich bin aber inzwischen angemessen panisch und uebezeugt, dass wir entweder sofort abstuerzen oder entfuehr worden sind. Super! Nach 10 Minuten bequemte sich dann unser Pilot doch mal uns mitzuteilen, dass wir umgedreht sind, nach Atlanta zurueck fliegen, vorher in Miami tanken und die Nacht in Atlanta verbringen. Den Grund hat uns nie jemand gesagt. Geruecht: In Quito ist ein Flugzeug abgestuerzt, deswegen war der Flughafen an dem Abend zu!

Nikolai:
In Atlanta angekommen wird uns ein (ermaessigtes) Hotel zugewiesen und mitgeteilt, dass nur ein Teil der Passagiere bereits am naechsten Tag fliegen koenne, der Rest muesse bis
Sonntag warten. Samstag geht das Chaos weiter: Wir waren ca 3h am
Flughafen und erhalten an jeder Stelle andere Informationen. Als wir schliesslich, nachdem wir unser Gepaeck bereits aufgegeben haben, erfahren, dass wir auf Platz 10 der "Nachruecker" sind, entschliessen wir, erst am Sonntag zu fliegen und lieber in die Stadt zu fahren, statt noch 6
weitere Stunden zu warten (am Sonntag erfahren wir, dass niemand in den Flug gekommen ist, was die Leute aber erst kurz vor Abflug erfahren haben - somit haben wir es wohl richtig gemacht).

College-Football in Atlanta
Atlanta ist, kurz gesagt, eine recht befremdliche Stadt mit sehr amerikanischem
Charme (low-road, quick and dirty halt ;). Armut und Verwahrlosung vor teilweise steriler, teilweise freundlich-moderner Hochhaus-Kulisse, vieles Grundsaniert und neu gebaut fuer die Olympischen Spiele 1996, Herkunftsort von Coca Cola, CNN, Martin Luther King, Jimmy Carter und Samuel L. Jackson, selbsternanntes "kulturelles Zentrum des Suedens", (scheinbar) sehr hoher Anteil afroamerikanische Bevoelkerung. Folglich waren wir gestern bei einer Reihe Collegefootball-Spiele und heute in der World of Coca Cola. Dort bezahlt der geneigte Besucher 16$ (wir haben ein Ticket gefunden) um sich Werbefilme ueber und zahllose Devotionalien von Coca Cola anzusehen. Interessanterweise ist das ganze noch flacher, als man es sich
vorstellt, es wird weder ueber "Coca" noch ueber "Cola" gesprochen, stattdessen ueber die kulturelle Bedeutung von Coca Cola, die ganze Generationen gepraegt habe, immer und ueberall eine verlaessliche Groesse darstellt (natuerlich auch fuer "our troops"...), das Leben einfach besser
mache, und es wird stolz darueber berichtet, wie in den 80er Jahren die Veraenderung des Rezeptes einen Sturm der Empoerung ausgeloest und Landesweit Buergerintitativen auf den Plan gerufen habe.
Eine Flasche aus der World of Coca Cola, im Hintergrund: Die Skyline von Atlanta

Kurz und gut, Starten wird wieder um 17.30 Ortszeit von Atlanta aus und landen nach nur leichten Turbulenzen ueber der Karibik sicher in Quito, nehmen wir ein (natuerlich lizensiertes) Taxi, dass uns zum Hostel in der Neustadt (Mariscal) bringt, in dem wir bereits fuer die vergangenen zwei Naechte Unterkunft gebucht hatten. Ob wir hier nun auf Kulanz zwei Tage bleiben koennen oder aber zahlen muessen, werden wir erst am naechsten Morgen feststellen - aber wichtiger ist jetzt: Die erste Etappe ist endlich geschafft.



Unsere Odyssee nach Quito Teil 1
Nikolai:
Meine Reise beginnt am 16.09. um ca 5.15 Uhr morgens. Zum Glueck sind es von mir zu Hause bis zum D'dorfer Flughafen nur rund 20 Minuten mit dem Auto, ok, im Morgenverkehr sollte man 30 einplanen. Jedenfalls kein Grund, in Panik zu verfallen. Der gestrige Tag gab auch keinen Anlass zu Panik, wie erwartet liessen sich all meine Reise-Accessoirs recht problemlos in meinem Reiserucksack verstauen. Ein letzter Check: Moskitonetz, Trekkingschuhe, Dollarreserve - alles dabei. Kraeftig durchgeimpft und crashkurs-spanischgeschult kann es also losgehen. Um 9.30 ist Abflug nach Atlanta, von dort soll es nach Quito weitergehen (4h Aufenthalt, sollte also nicht zu knapp werden) und dort ... nun ja, dort haben wir erst mal fuer zwei Tage eine Unterkunft gebucht. Und dann geht es erst richtig los. Aber zurueck nach Duisburg. Ein letztes mal richtiges Brot und bezahlbaren Kaese essen und dann sind Birgit und ich auch schon auf dem Weg. Ich glaube, so gut war ich selten in der Zeit :) Das wird Stephie freuen, die legt da ja so viel Wert drauf.
Wir kommen gut durch, wuehlen uns durch die neu gebauten fragmentarischen Wegstuecke zwischen Huckingen, Kaiserswerth und DUS-Airport und treffen bereits um 6.50 ein - 10 Minuten vor Treffpunkt, ich bin vor Stephie da, juhu :) Da kommt eine SMS...

Stephie:
Meine Reise beginnt am 16.09. um 4.00 Uhr morgens. Schnell aufstehen, duschen und das Handgepaeck packen, damit wir rechtzeitig loskommen. Ich will ja nicht zu spaet kommen und den Flug verpassen. Meine Familie,die mich zum Flughafen bringen will, insbesondere meinen Vater treibt jedoch mal wieder nicht die gleiche Hast wie mich. Er bleibt bis um 4.45 im Bett liegen, duscht gemuetlich, richtet noch irgendwas im Keller und ist dann endlich um 5.30 bereit zur Abfahrt. Wir fahren also gemuetlich los, unterhalten uns ein bisschen, gehen nochmal durch ob ich alles habe und halten schliesslich auf meinen Wunsch an einer Raststaette um die dortigen Oertlichkeiten aufzusuchen. Da schaue ich auf die Uhr: 6.50/ 70 km bis zum Flughafen und eine Verabredung mit Nikolai um 7.00 vorm Delta-Airlines-Schalter/ 1h bis Check IN Ende. MIST! Das klappt nie. Also schreib ich eine SMS:
Hallo, Diesmal kom ich zu spaet und nicht nur 10 Minuten. Is viel los auf der Strasse und es ist noch n Stueck bis zum Flughafen. Trink nen Kaffee oder so. Bis gleich, lg.
Viel los auf der Strasse haette ich mal besser nicht vorher gesagt, denn kaum war die SMS weg war viel los auf der Strasse, STAU! Da war das Theater gross.. Wer meine Familie kennt kann sich vielleicht den Stimmungswechsel im Auto vortsellen. Jetzt war nichts mehr entspannt oder ruhig! Wer ist denn auch so bescheuert und faehrt nur 1,5 h vorher zum Flughafen los, durchs Ruhrgebiet, morgens????? Voellig fertig mit den Nerven fahren wir um 7. 50 im Flughafen ein, da klingelt mein Handy....

Nikolai:
Nach einer wonnevollen Stunde der Gewissheit, mir von Stephie so schnell nicht mehr anhoeren zu muessen, ich sei hier oder da zu spaet gekommen (wer verpasst denn bitte seinen Transatlantikflug...?), wird es doch ein wenig kribbelig. Immerhin hat mein Check-In ohne jegliche Schlange (auch mal was neues) immerhin gut 20 Minuten gedauert - mein Rucksack musste aufgrund der Form (?) als Uebergepaeck eingecheckt werden und das dauert...und von "keine Schlange" kann jetzt auch keine Rede mehr sein. Also denke ich mir, ich rufe Stephie mal an ...
Sie seien gerade am Flughafen angekommen, erklaert mir eine nicht ganz so entspannte Stephie, sodass ich mich schon mal fuer sie in die Reihe stelle. Doch nach nicht mal einer Minute sehe ich die Sievers-Familie auf meine Position zusteuern. Mit vereinten Kraeften kaempfen sich F.-J. und S. C. Sievers gemeinsam bis an den Schalter vor, bringen auch den Rucksack erfolgreich am Uebergepack-Schalter unter und schliesslich bleiben uns noch ganze 20 Minuten um uns wieder zu beruhigen, die versammelte Sieversschaft gebuehrend zu verabschieden (meine Mutter ist schon vor einiger Zeit gefahren) und noch rechtzeitig zum Boarding zu kommen. Die erste Huerde ist genommen. Und wer sich im deutschen Berufsverkehr durchschlagen kann, der sollte doch auch in America del Sur durchkommen, ¿verdad?