Cuenca - Ein Fragment
Unsere letzte Station auf Ecuadorianischem Boden ist/war die koloniell gepraegte 1/2-Mio. Stadt Cuenca im suedlichen Hochland. Hierhin kamen wir noch am selben Tag, an dem wir im Disneyland, ... entschuldigt, am Nariz del Diablo waren. Was sich an den folgenden 2,5 Tagen abspielte, laesst sich nur durch 2 Umstaende halbwegs erklaeren bzw. entschuldigen: 1) Wochenends haben Museen (und scheinbar auch Kirchen) erst garnicht auf oder schliessen bereits zu frechen Mittagszeiten, 2) es war Wochenende. Wir hoffen also auf Euer Verstaendnis und darauf, dass keine peinlichen Nachfragen kommen. Nun denn, hier ein halbwegs vollstaendiges Gedankenprotokoll der Cuenca-Tage:
1 - Viernes
Ankunft, Hostel ("Schoen hier." "Wo ist denn die versprochene Jazzszene?" "Wohl noch nicht da..."), durch-die-Stadt-Spazieren: huebsche Cafes und Laeden, schoene Haeuser, Mittagessen gesucht und gefunden (Ganz lecker), ¿Kathedrale? ¡Zu!, weiterspaziert,
Kneipe ("Wunderbar", Chuerchéns Empfehlung, Oesterreicher, langsamer Service), Kneipe (szenig, Abendessen: mjoam), Kneipe (trendy), Shisha-Bar (Minze, ausserdem 2. Abendessen), zum Hostal: ist, trotz angeschlossenem Bar-Bistros schon zu...ist ja auch schon 11.00pm ("¿Jazzszene?" "Hat wohl schon Feierabend..."), Gringo-Disco (ansonsten nur Karaokebars; Musik so lala), 2.00am: alle raus, alles zu ... nur die Microbrewery hat noch einen Schlummertrunk, das hioesige Schwarzbier ist laut Kundenaussage das beste Bier im ganzen Hinterland...wir finden es baeh und lassen es stehen -> ab ins Bett.
2 - Sabado
Ausgeschlafen, Fruehstueck im Hostal ist zu teuer (nicht mal die Jazzszene fruehstueckt hier...), aber zum Glueck ist ja schon Mittag, also: Almuerzo beim Kolumbianer (Reis mit Bohnen...yummy), Museum (Mittagspause), am Fluss gechillt, Kathedrale (zu), kleine Kirche (zu), Museum (zu), skurriles Mini-Museum "Casa Museo Laura" (offen :-), Nette Bekanntschaft mit Laura, ECU, und Ehemann, NL),

Panamahuete (die urspruenglich aus Ecuador stammen und die man hier mancherorts zaghaft zu "Ecuatorianos" umzuettiketieren sucht) ausprobiert und gekauft,

Abendessen (sehr edel im Cafe Eucalyptus), Kneipe, Kneipe, Schwulenkneipe, Disco: diesemal weniger Gringos, ein wenig gute Musik, 2.00am: alle raus, alles (!) zu, ab ins Bett (Jazzszene: Fehlanzeige)
3 - Domingo
Ausgeschlafen, fast alle Restaurants haben zu -> Ewig gesucht, dann erstes vegetarisches Restaurant in Ecuador gefunden (mit dem Charme eines in die Jahre gekommenen Provinzbahnhofes, mit dermaleinst lakierten Tisch-Stuhl-Stahlrohreinheiten), aeusserst fragwuerdigen Bohnen-Auflauf und aeusserst lieblosen Salat ohne Dressing gegessen, Internetcafé ewig gesucht (alle zu), dann gefunden, unspektakulaere Inka-Ruinen (soso...) von aussen besichtigt (zu), Kathedrale (zu), kleine Kirche (zu), Nachmittags ins Café Austria (sehr huebsch, echter Kaffee!!!), bis zum Abend(-essen) geblieben, Kreuzwortgeraetselt, im Regen zum Hostal (Jazzszene scheint Sonntags frei zu haben), den ganzen Abend gelesen und gequatscht (auf dem Zimmer), schlafen.
Am Tag drauf geht es, nachdem wir ausgeschlafen und im Cafe Austria gefruehstueckt haben, nach Loja und von dort noch am selben Abend weiter mit dem Nachtbus nach Peru.
highroad am 18. Oktober 11
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On the road- Alausi und die Nariz del Diabolo
Als wir um 19.00 Uhr in Alausi ankommen haben wir das Gefuehl die einzigen Touris in diesem verschlafenen Nest zu sein. Dieser Eindruck aendert sich am kommenden Morgen schlagartig als wir um 7.00 Uhr unsere Tickets fuer die Nariz del Diabolo kaufen wollen. Als wir in Richtung des kleinen Bueros gehen, sehen wir ueberall Kameras, die jeden Winkel, jeden Laden, jeden Einheimischen hoch euphorisch fotografieren. An diesen haengen deutsche, franzoesiche, englische Touris, die sich vor den Zugeingaengen draengen um auch ja die besten Plaetze zu erwischen (Ist ja nicht so als gaebe es feste Sitzplaetze und als waere der Zug nicht ausverkauft ;-) ). Die Fahrt verlauft voellig anders als wir uns das vorgestellt haben. Erstmal kostet die Fahrt bereits 20 Dollar, man darf nicht mehr auf dem Dach mitfahren (weil vor einiger Zeit ein betrunkener Englaender die Stromleitung mirtgenommen hat, wie Chuerchén uns erzaehlte), es gibt einen verkleideten Zugbegleiter und als wir ankommen erwarten uns am Ende grinsende, huepfende (es sol Tanz sein), beponchote, indigende Ecuadorianer.
Wir sind minder begeistert ob der Modalitaeten, mehr begeistert jedoch von der Bahnstrecke, die in Serpentinen nach unten in das kleine Dorf ?Simbame? fuehrt. Unsere Einschatzung der Sache wird jedoch nicht von allen geteilt. Die franzoesiche Reisegruppe, die mit uns im Wagon sitzt fuehlt sich wie im Paradies...was ein toller Ausflug in das dunkle indigende Herz des Landes bei dem man mal sehen kann wie die Eingeborenen leben; gratis Sandwiches gabs auch und die Toiletten sind sauber. In diesem Ecuador ist doch gar nicht alles so verwildert wie manche Traveller im Internet behaupten:)

Unser Fazit zu diesem Event: Es hat sich schon gelohnt, aber vor 10 Jahren haetten wir die Tour lieber mitgemacht!
Als wir mit der Bahn wieder in Alausi ankommen, springen wir so schnell wir koennen mit unserem Gepaeck in ein Taxi, das uns an die Hauptstrasse fuert. Hier winken wir einen Bus nach Cuenca heran und weiter gehts...:)
highroad am 09. Oktober 11
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On the road- Baños
Kilometer fresen schoen und gut..wir sind und bleiben nicht die schnellsten. So zuckeln wir also erstmal gemuetlich Richtung Baños, einer Travellerhochburg Ecuadors. Dort gibt es, dank der umliegenden Vulkane, hoch angepriesene warme Thermalquellen, viele kleine Restaurants und Bars, zaehneverklebende Zuckerrohr Suessigkeiten und eine Wasserfallroute, die wir zu erkunden uns bereits direkt nach unserer Ankunft aufmachen. Direkt neben unserem Hostel sind fuer 5 Dollar Leihraeder zu erstehen aus denen wir uns, nach langer kritischer Untersuchung, die zwei besten Exemplare aussuchen. Dabei traten fuer mich (Stephie) unerwartete Herausforderungen zu Tage. Diese Dinger hatten Kettenschaltung, die Bremsen quitschten, schlugen zu hart an und wir mussten uns die ersten Kilometer auf einer riesigen Strasse neben LKWs, Kleinlastern, Motorradern durchschlagen. Aber dann fuehrte ein gepflasterter Fahrradweg (unfassbar!extra fue die Touris) von der grauen, verqualmten Strasse ab und auf diesem kleinen Weg konnte man endlich zur Rechten die absolut faszinierende Aussicht auf die tiefen Schluchten und Wasserfaelle geniessen. Das sorgte fuer Stimmungsrettung im letzen Moment, denn der Start in die Tour hatte zumindest einer beteiligten gehoerig die Laune verhagelt. Wir erreichten den letzten Wasserfall schon eine Stunde eher als erwartet und gelten damit als trainierte Radfahrer :) Von hier gehts noch einige Stufen und Meter In die Tiefe bis direkt an den Wasserfall. Dort prasselte das Wasser in harten Schwaellen in den kleinen Auffangsee und spritzte wieder meterweit gen Himmel und gen uns. Erschoepft von der Anstraengung nehmen wir abends den Bus zurueck zum Hostal.
Am kommenden Morgen, oder eher noch in der Nacht, stehen wir wieder auf um in die Thermalquellen zu fahren. Um 5.30 sitzen wir ( und 20 Ecuadorianer- Touris haben wir hier nicht gesehen) schon im warmen, entspannenden Wasser und geniessen bei langsam aufsteigender Sonne den Blick auf die umliegenden Anden. Was ein ausgezeichneter Start in den Tag! Nachmittags gehts allerdings schon weiter - Unser Ziel: Alausi und die Nariz del Diabolo.
highroad am 09. Oktober 11
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In das gruene Herz des Landes - El Oriente
Den kommenden Nachmittag brechen wir dann aus Latacunga in Richtung Tena auf. Tena ist unsere Zwischenstation auf unserem Ziel fernab der Zivilisation, wie uns gleich zu Beginn unserer Reise in Quito ein sehr redseliger Taxifahrer versicherte. Zwar gepraegt , jedoch nicht ueberzeugt von der Einschatzung sitzen wir erwartungsvoll im Bus und schauen aus dem Fester, hinter dem sich das uns inzwischen sehr vertraute Andenpanorama abzeichnet. Je laenger wir fahren, desto mehr veraendert sich unsere Aussicht jedoch. Aus dem trockenen gelb des sandigen Altiplano blinzelt hier und da mit der Zeit immer haufiger das satte gruen von Bananen, Guayabas und Cocos Baumen bzw. Palmen. Doch auch wenn es langsam gruent, befinden wir uns doch noch in den Anden, eindeutig an dem klaffenden Abgrund zur Rechten des Busses zu erkennen. Dort unten waelzt sich ein gewaltiger Amazonas-Zustrom gen Osten, gespeist von unzaehligen grossen und kleinen, aber allesamt hohen Wasserfaellen, die einfach ueber die teil jaeh abfallenden Klippen rauschen. Ein solcher Anlbick waere allein schon die Reise wert gewesen und ist doch nur unser Anfahrtsweg - wahnsinn! Eine aehnlich spektakulaere Talfahrt macht auch die Strasse von Latacunga ueber Baños und Puyo mit. Somit kommen wir in Tena auf nur noch 500m Hoehe (statt 2.800 heute Morgen) in einer voellig anderen Welt an. Endlich ist es warm! So war, dass wir im kurzarm-T-Shirt auf unserer Camionetta vom Busbahnhof in Tena bis zum Hostel fahren koennen.
In dieser Nacht wohnen wir in der Casa del Abuelo, zwar nicht dem guenstigsten aber dafuer einem sehr komfortablen Hostel mit zwei grossen Doppelbetten, Ventilatoren, Balkon, eigenem Bad und Internetbenutzung - ein Standard, der es mit dem Mariott in Atlanta durchaus aufnehmen kann, mit 14$ pro Person aber grade ein Viertel dessen kostet. Wir verharren aber nicht lange in unserm Zimmerchen, denn Tena ruft. Wir laufen ueber eine kleine Fussgaengerbruecke, unter der sich der Rio Pano und Rio Tena vereinen, an die Promenade der Stadt und die wohlihe Waerme fuehlt sich endlich an wie Urlaub:) Wir ziehen also ein wenig von Lokal zu Lokal, essen (relativ teure) Pizza, trinken (nach wie vor wahnsinnig billige) Jugos und versacken schliesslich bei diversen Cuba Libre, einem Schlummerbierchen, Herbert Groenemeyer und mit unserem neuen Bekannten Juergen (gebuertiger Duisburger; auf Spanisch ein sehr schwieriger Name, gesprochen "Chuerchén" mit zwei harten "ch" wie in "Jochen"), dem das Lokal gehoert, im El Vagabundo, einer Deutschen Auswandererbar mit Kaesespaetzle auf der Speisekarte.

Etwas spaeter als ursprueglich geplant erstehen wir am naechsten Morgen und machen uns in sengender Hitze (zuminmdest empfinde ich (Stephie) das so) auf nach Ahuano. Diesesmal steht unser Bus jedoch nicht direkt abfahrbereit und wir wissen auch nicht genau wo wir hin muessen. Als wir ihn dann finden, ist bereits 13.00 Uhr und die Schule in Tena hat aus. Zum Glueck sitzen wir als erste im Bus, denn danach bekommt man kein Bein mehr an den Boden. Die Kinder stapeln sich in jedem freien Winkel des Busses.

In der wilden Entschlossenheit, uns DIESMAL nichts stehlen zu lassen, druecken wir in wilder Umarmung unsere Habseligkeiten an uns. Die gut ausgebaute Strasse nach Ahuano fuehte ueber Bananenplantagen, vorbei an kleinen, aus Brettern notdueftig gezimmerten Haeuschen und einem noch nicht in Betrieb genommenen, neuen internationalen Flughafen (was braeuchte man hier auch sonst?) vorbei bis an den Río Napo, wo die Strasse jaeh endet und es nur mit der rostigen Faehre oder einem der etlichen Kanus weitergeht. Letzteres trifft auch auf uns zu, denn wir werden bereits von Luiz, unserem Quitchua-Gastgeber fuer die nachsten 4 Tage, erwartet, begruesst und anschliessend mitsamt unseres Gepaecks eine kurze Strecke Flussabwaerts und uebergesetzt. Und damit geht unser Dschungel-Abenteuer erst los.....
Am Krater von Quilotoa erzaehlte man uns eine Geschichte - drei Junge aus dem Oesterreich erzaehlten von einem Orte mitten im Urwald, an den Ufern des Río Napo, zu erreichen nur mit dem Boot, an dem man Ameisen verspeise und, die Machete in der Hand, den Dschungel erkunde. An diesem Orte lebe Carmen, eine Ex(il)berlinerin und betreibe ein Hostel. Um es kurz zu machen: Wir fanden all dies und noch viel mehr bestaetigt. Tatsaechlich begruesste uns Carmen bereits am Abend unserer Ankunft mit einer Schuessel lebender, grosser, gefluegelter Ameisen (und ich meine ¡wirklich gross!) und der Anleitung, wie zunaechst die Fluegel, dann der Kopf und die Beine zu entfernen seien, um anschliessend die Tiere in der Pfanne zu roesten. Nach etwa 20 Minuten hat Stephie eine Ameise vollstaendig und eigenhaendig zur Strecke gebracht, ich hingegen nur den Koerper eines bereits verschiedenen Exemplars gefleddert und sehe traurig meinem jetzt fluegellosen Beinahe-Opfer mitleidig zu, wie es apathisch neben der Metallschuessel steht, in der seine (oder ihre?) saemtlichen Artgenossen, von Carmen in Windeseile fachfrauelich gerupft) der brunzelnden Pfanne harren. Nur schwer kann ich mich davon abhalten, Ameise X (der letzten ihrer Art, zumindest auf diesem Tische) einen Namen zu geben und schenke ihr stattdessen die Freiheit. Die fertigen Ameisen sind jedoch erfreulich kross und schmecken hervorragend als Beilage zum Abendessen.

In unseren Bettlaken gehuellt (ja, mehr braucht es hier nicht - endlich :-) sinken wir im ersten Stock des ueberwiegend aus Holz und selbstverstaendlich von Hand gebauten, palmblattgedeckten Hauses in den Schlaf, ringsum die Geraeusche des Urwaldes - so haben wir uns das vorgestellt.
Nach einer herrlich erholsamen Nacht in unseren mit Moskitonetzen ueberhangenen Betten werden wir am naechsten Morgen sehr frueh geweckt..unsere Dschungeltour ruft:)
Luiz ist schon frueher aufgestanden als wir und steht, als wir langsam zum Fruehstuck schleichen, schon in voller Montur (gelbe Gummistiefel, lange Hose, T Shirt, Kaeppi und Machete) am Eingang und drueckt uns unsere Ausstattung in die Hand. Wir sollen eine lange Hose tragen, die in die Socken wickeln und Gummistiefel drueber ziehen, damit keine Tiere in die Hosenbeine krabbeln; ausserdem gehoert eine Muetze auf dem Kopf, damit sich keine kleinen Zecken oder Maden auf die Kopfhaut setzen und ihre Hoehlen bauen. Und das wollen wir ja nicht:)
Unser Weg beginnt im Kanu von Luiz, der uns bei wunderschoener Morgensonne bis zum Wald fahrt. Begleitet werden wir neben Luiz noch von Tex, seinem und Carmens, gigantischem schwarzen Labrador-Schaeferhund Mischling (glaube ich), einer Seele von Hund, der, sobald er festen Boden betreten hat, kein Halten mehr kennt. Der Versuch Tex Tempo zu halten scheitert schnell, denn wir koennen uns zwischen den am Boden liegenden Baeumen, Straeuchern und Steinen lange nicht so flink bewegen und folgen stattdessen, eher gemaechlich, Luiz, der uns einen kleinen Weg mit seiner Machete bahnt. Nachdem wir den Sekundaerwald am Ufer des Flusses (in dem Familien Juka, Bananen, Kaffee und Kakao anbauen) hinter uns gelassen haben, betreten wir ein wunderschoenes Fleckchen Primaerwald. Faszinierende Pflanzen, Insekten, Voegel und anderes Getier lassen nicht lange auf sich warten und wir schliessen schnell Freundschaft mit einem kleinen Pfeilgiftfrosch, einer giftigen Raupenlarve und vielen schillernden Schmetterlingen.
Doch nicht nur die Tiere sind bunter, die Baeume sind auch hoeher

und man bekommt den Eindruck, dass wirklich jede Pflanze irgendeine faszinierende Funktion hat. An einigen Baumen bauen Termiten ihre Bauten, in anderen Pflanzen leben kleine Ameisen, die herrlich nach Limone schmeckte, aus einigen Lianen kann man hoelzern schmeckendes Wasser trinken, an anderen kann man tarzangleich (wenn man stark genug ist um sich fest zu halten) durch den Urwald schwingen. Zumindest theoretisch..wenn nichts im Weg steht. Da ich (Stephie) nicht in der Lage war mich an der Liane fest zu halten, kam ich nicht in die prekaere Situation so weit zu schwingen, dass mir irgendwas im Weg stehen koennte, Nikoli hingegen schon:)
Luiz hat sich des Problems dann jedoch fachmaennisch angenommen und mit einem kleinen Holzkeilchen die Palme wieder aufgerichtet. Und dann sind wir schnell gegangen um nicht zu sehen ob sie nochmal kippt:)
Ueberhaupt lebt Luiz den Wald - das merkt man bei jedem Schritt. Etliche Male bleibt er an Pflanzen stehen und erklaert, wozu diese in der Quichua-Kultur dienen: Als Nahrungsmittel, Heilmitte gegen alle moeglichen Gebrechen, fuer rituelle Zeremonien, zur Herstellung von Kleidern und teilweise auch zum reinen Amusement. Dann wieder greift er sich ein Blatt und imitiert den Schrei eines Vogels, der daraufhin tatsaechlich auftaucht und mit ihm ein Zwigespraech haelt.
Nachdem unsere Tour uns quer durch den Wald und auch durch ein kleines Quichua-Dorf gefuehrt hat, halten wir unsere verdiente Rast an einem Wasserfall. Als wir wieder unterwegs sind, zeigen die Feuchttropen, das sie ihren Namen zurecht tragen. Doch da wir eh schon durchgeschwitzt sind, verdirbt uns das die Laune nicht, zumal Luiz uns mit schicken Palm-Regenschirmen ausstattet. Stephie versieht ihre Hose noch mit einem modischen Schlammstreifen und nach gerade mal 2 Stunden Wartezeit kommt dann auch die "bestellte" Camionetta. Zusammen mit Tex und 13 anderen Personen machen wir es uns auf der Ladeflaeche "bequem" (der Fahrgastraum ist bereits voll besetzt) - die raeumliche Enge verhindert leider das Fotographieren.
Auch die naechsten Tage verlaufen abwechslungsreich, beispielsweise mit einem Besuch diverser Quichua-Kultur"museen" in denen wir Jagdfallen besichtigen, der Herstellung Keramik und von Chicha beiwohnen. Letzteres ist ein Fermentationsgetraenk auf Basis von Yucca, einer Kartoffelaehnlichen Wurzelknolle, das wir auch selbst probieren. Komplettiert wird die Djungle-Experience durch den Besuch einer Auswilderungsstation konfiszierter Tiere, einer Schmetterlingsfarm, eine ausgedehnte Kanufahrt, eine Kurzunterweisung im Goldwaschen (es gibt zurzeit einen regerlrechten Amazonas-Goldrausch)
und einen "Urwaldeinkauf" bei dem wir zwei Stauden Bananen, ein paar Yucca-Knollen, frische Palmherzen mitbringen ... und eine weitere, besondere Delikatesse: Den Maden einer Skarrabaeus-Art, die im Stamm der selben Palme gedeihen, der wir die Palmherzen zu verdanken haben. Abends werden die Maden von uns eigenhaendig ausgenommen, in Palmblaetter gewickelt und im offenen Feuer gegart. Die Meinungen ueber den Proteinreichen Snack sind geteilt...
vorher:

nachher:
Auch das Haus hat vieles an Attraktionen zu bieten, hier seien nur die Schildkroete und die Boas erwaehnt:
So geht nach 4 Naechten eine sehr erlebnisreiche Zeit im Regenwald zuende und wir tasten uns zaghaft wieder an die Zivilisation heran, indem wir zurueck nach Tena fahren. Tena wird im Lonely Planet als die "Wildwasserhauptstadt Ecuadors" bezeichnet (auch Chuerchén ist als Wildwasserfreund hier gestrandet) und folgerichtig verbringen wir den naechsten Tag wieder auf einem fantastischen Fluss, der uns mitten durch den Regenwald fuehrt, diesmal allerdings nicht im Kanu sondern im Raft. An unserer Seite: 2 ecuadorianische Guías (scheinbar haben sich keine anderen Touris gefunden), von denen der eine nicht viel Preis gibt und der andere permanent und unter vollem Koerpereinsatz an seiner eigens zu diesem Zwecke mitgebrachten Damenbekanntschaft herumgraebt, dass die Paddel krachen. Gelegentlich laesst er Appetithaeppchen aus seinem kongenialen, weltmaennischen Deutsch-Sprachschatz aufblitzen ("Scheisse") um anschliessend langwierig seiner Begleitung seine eigenen Witze zu erklaeren. Dennoch hat er scheinbar Erfolg - und wir trotzdem unseren Spass. Abends am Stammtisch im Vagabundo gibt es ... Semmelknoedel mit Rotkohl und Sauerbraten. Eine Idee, die wir noch vor unserer Reise mit ihm ausgeheckt haben. Gemeinsam mit dem Multifunktionskellner Juan-Carlos (der uns heute morgen noch im Café Tortuga unser Fruehstueck serviert hat) verbringen wir einen schoenen Abend. Chuerchén ist nach dem Genuss hausgebrauten Bieres leider indisponiert und schlaeft vorm Restaurant in seinem Jeep. Am naechsten Morgen geht es frueh zum Busterminal und dann weiter, bzw zurueck nach Baños. Unsere bisherigen 2 1/2 Wochen haben uns ein wenig daran zweifeln lassen, dass wir zu den "most adventurous travelern" gehoeren, denen der zaehe und unkonfortable Fluss-Weg ueber Coca und Iquitos nach Peru vorbestimmt ist. Und ueberhaupt ist die Weichevariante viel besser planbar. Und jetzt wird es Zeit, Kilometer zu fressen... :-)
highroad am 08. Oktober 11
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Ueber Hoehen und durch Tiefen
Weiter im Text: Hallo :) In Latacunga angekommen beziehen wir unser wunderschoenes Hostelzimmer mit gelben Waenden und grossen Betten. Ausserdem gibt es die Moeglichkeit ueber eine knorrende Treppe aufs Dach zu klettern und von dort bietet sich eine wunderschoene Aussicht ueber die ganze Stadt und die umliegenden Vulkane. Diese geniessen wir direkt mit einem Cuba Libre in der Hand und in der Sonne sitzend.

Doch was nun? Eigentlich wollten wir nur einen Tag bleiben um dann auf die Quilotoa Loop, eine Wanderung durch kleine Andendoerfer, aufzubrechen, lassen von diesem Plan jedoch schnell ab als wir erfahren, dass die naechsten Tage in Latacunga das mama negra Festival stattfinden soll. Das festival, zur Ehren der Virgen de Mercedes (Maria), die das Dorf vor Vulkanausbruechen schuetzen soll, ist in der Gegend und auch unter Travvelern wohlbekannt. So reisen viele ueber das Wochenende nach Latacunga um mit den Einheimischen zu tanzen, durch die Strassen zu ziehen und viel zu trinken ;-) Klingt vielversprechend und wir beschliessen noch 2 Tage zu bleiben. Einziges Problem: Unser wunderschoenes Hostel ist schon ausgebucht und wir brauchen einen neuen Schlafplatz. Das dritte Hostal an dessen Tuer wir klopfen gewaehrt uns schliesslich ein Bett fuer die Nacht. Glueck gehabt, jezt kann gefeiert werden:) Und das tun die Latacunger! Blasmusik erschallt Tag und Nacht durch die ganze Stadt und alle tragen festliche, traditionelle Kleider und Verkleidungen (ein bisschen wie Karneval) in denen sie tanzend durch die Stadt ziehen. Zwischen diesen verschiedenen Tanzgruppen laufen Traeger, die mit Rum und Zigaretten drappierte ausgehoelte Schweine tragen, schwer beladen durch die Strassen.

Am Abend versammelten sich alle Feiernden auf einem kleinen Plaza und von allen Seiten bekommt man Melonenschnaps, Bier und Rum spendiert. Damit sich auch die Impfungen gegen Troepfcheninfektionen gelohnt haben, trinkt so die ganze Stadt praktisch aus einem Becher. Und waehrend wir uns mit radebrechendem Spanisch zu verstaendigen suchen, walzt der ewig waehrende mama-negra-Jive von der gut 20 Mann starken Blaskapelle ueber den Platz. Spaeter schmachtet ein oeliger clichee-Latino scheinbar seine groessten Hits in die Menge, die sich jedoch beharrlich weigert, mitzuschmachten. Beharrlich weigeren sich auch "todas las mujeres" die Arme zu heben. Einzig die beiden kaum bekleideten Maedchen auf der Buehne bewegen sich wie wild, wohl, um sich in der doch recht kalten Nacht ein wenig aufzuwaermen. Und waehrend all dem werden auf dem Platz kontinuierlich Feuerwerke aufgebaut und zwar keine Hoehenfeuerwerke, sondern kunstvoll (und abenteuerlich) gearbeitete mehrgeschossige Gebilde, die auf einer frei drehbaren Konstruktion aufgesetzt werden (welche vermutlich noch nie einer TUEV-Pruefung unterzogen wurde). Nacheinander entflammen verschiedene Objekte und Figuren und verteilen ihren Funkenregen grosszuegig ueber die begeisterte Menge.

Leider zieht das Fest nicht nur Tanzwillige und Trinklustige an, sondern auch Taschendiebe. Einer Mitbewohnerin aus unserem Hostel wird das Portemonnaie gestohlen, uns zum Glueck nur das Pfefferspray. Aber daraus lernt man ja auch. Seitdem tragen wir unsere teuersten Habseligkeiten immer direkt am Koerper. Spaet in der Nacht (Fuer ecuadorianische Verhaeltnisse- hier kommt einem sieben uhr abends schon wie mitten in der Nacht vor) spazieren wir dann zu unserem Nothostal - und stehen prompt vor verrammelter Tuer. Erst wiederholtes Klingeln veranlasst die Recepcionista dazu, uns erst eine winzige Guck-Luke und dann ein kaum groesseres Tuerchen zu oeffnen. Wie Alice ins Wunderland steigen wir in die Absteige ein und hauen uns sofort aufs Ohr.
Den naechsten Tag machen wir uns mit leichtem Reisegepaeck, d.h. nur Umhaengetaschen, am fruehen morgen auf nach Zumbahua, zu einem kleinen indigenen Markt, und nach Quilotoa, einem kleinen Doerfchen mit Vulkankratersee.

Als haette ich (Nikolai) doch nichts aus dem gestrigen Abend gelernt, lasse ich im Bus meine Tasche auf dem Boden, zwischen meinen Beinen stehen - und ehe ich mich versehe, ist die Tasche unter den Sitz gerutscht, der Reisverschluss offen und mit der Jacke ist das neben meiner Kamera wertvollste was ich auf dieser kleinen Seitentour dabei habe, verschwunden - Top... Da mir dies aber erst spaeter im Hostal klar wird, geniessen wir den doch ein wenig gewoehnungsbeduerftigen Markt (viele Tiere und Tier-Teile), erhandeln uns je ein Set Llama/Alpaca-Muetze und -Schal (gut investiertes Geld, wie sich noch zeigt) und fahren dann mit einer Cambionetta, d.h. auf der Ladeflaeche eines Pickup-Trucks nach Quiltoa. Unser Hostal wirkt eher wie eine normannische Festhalle mit grossen Federbettbestueckten Schlafgemaechern, die mit 25$ pro Person und Nacht fuer Ecuador einzigartig teuer sind. Wir waehlen die ausserhalb liegende billigvariante mit eigenem Holzofen, den man nachts dringend braucht. Wir sind auf gut 4.000m ueber Normalnull.
Der Quilotoa-See und das Andenpanorama ueberzeugen auf den ersten Blick mit ... ja, wie soll man es beschreiben ... see/ht selbst :-)
Der Weg hinab ist schon muehselig, zumal es nach kurzem dicht bewoelkt ist und erst regnet, dann hagelt und dann zu regnen nicht mehr aufhoert - wir sind offenkundig zu spaet. Es ist jedoch erst der muehsame Weg nach oben - die Hoehe sind wir wohl doch noch nicht ganz gewoehnt - der uns dazu veranlasst, uns anschliessend notduerftig getrocknet und aufgewaermt, fuer den Rest des Tages und fast den gesamten naechsten Tag in den Schlafsaecken im Bett zu verkriechen.

Ausser Kreuzwortraetseln, dem gelegentlichem Trinken heisser Schokolade und der wiederholten Bewanderung der drei Strassen des Dorfes (die von tollwuetigen Pony-Kampf-Ferkelschweinen bewacht werden) verbleiben uns, vom Wandern hoechst abgeschreckt, hier keine weiteren Aktivitaeten. Wir stufen unsere selbsteingeschaetzte adventurousnes und mithin Abenteuer-Kreditwuerdigkeit auf einen neuen Tiefstwert, die Quilotoa-Loop ist damit gestrichen.
Am naechsten Tag gibt es nur eines: Warten, bis der Bus nach Latacunga kommt. Schliesslich entscheiden wir uns dafuer, mit 3 Oesterreichern, 2 Daenen und einer Japanerin (jaja, dieses kosmopolite Traveler-Leben) auf einem Kleinlaster schon mal nach Zumbahua zu fahren (die 1,5h bis nach Latacunga trauen wir uns mit diesem fragwuerdigen Komfort jedoch nicht zu). Der simple Transfer entwickelt sich unerwartet zu einer rasanten Verfolgungsjagd, bis unser Vollblutfahrer (heisser Anwaerter auf einen Job als Quitoñer Metrobusfahrer) den Bus nach Latacunga, den er gesichtet endlich gestellt hat. Dort fahren wir, teilweise auf dem Boden, in Stephies Fall neben dem Fahrer sitzend, die Rumpelpiste nach Latacunga zurueck. Dort ist doch tatsaechlich immer noch das Mama Negra im Gange...
Der Naechste Tag fuehrt uns zum Cotopaxi, dem hoechsten aktiven Vulkan der Welt, Namensgeber der gesamten Region und einzigartiges, geschuetztes Refugium fuer Tiere und Pflanzen.

Wenn man schon in Suedamerika Urlaub macht, kann man ja auch mal ungewoehnliches tun, was man zu Hause nicht taete - 6000er besteigen zum Beispiel. Aber da uns Quilotoa Demut gelehrt hat, begnuegen wir uns mit einem "Besuch" des Refugios auf 5.000m und dem kurz darueber beginnenden (oder besser: endenden) Gletschers. Mit 2 anderen Deutschen (Johannis und Kristin) und einem privaten Fahrer/Fuehrer geht es durch die Steppe und das Umland, dann steil hinauf. Die Verbindung von Magma und Gletscher macht eine einzigartige Mischung aus, die dazu fuehrt, dass im Falle eines Ausbruches ganze Landstriche weggeschwemmt werden und im Laufe der Zeit tiefe Schluchten durch die Landschaft gefraest haben, die in den "friedlichen" Zeiten des Cotopaxi vor ueppigem Gruen strotzen. Der Cotopaxi ist in 10 Jahren wieder faellig, dann kann Mama Negra sich wieder mal beweisen.

In 5.000m Hoehe ist es (1) schweinekalt, (2) wahnsinnswindig und faellt (3) jeder Schritt schwer. Der Boden besteht hier aus schwarzem und grauem Sand, dort aus feuerrotem Granulat (aehnlich dem, das man in Blumentoepfe fuellt) und bis man sein wohlverdientes Gletscher-Foto gemacht hat, hat man auch verstanden, wieso sogar der Fuehrer Handschuhe traegt. Hinab geht es, dank des weichen untergrundes, mit weit ausgreifenden Schritten - vermutlich war es kein Zufall, dass man im Hostel noch vor kurzem "Walking on the Moon" gehoert hat.
Und mit einer letzten Runde Coctéles und einem sehr schmackhaften Essen beim empfohlenen Mexikaner um die Ecke, der jeden Tag nur 2 Stunden offen hat, geht so die schoene Zeit im Altiplano zuende - morgen geht es in den Dschungel, einer Empfehlung der Oesterreicher folgend. Was mag uns dort erwarten...? :-)
Hasta luego sagen
Stephie und Nikolai

highroad am 29. September 11
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Al Mitad del Mundo - las primeras días
Nikolai (oder: die Leiden des jungen Bloggers):
Tag 6, wir sind mittlerweile in Latacunga angekommen (um den Namen fehlerfrei aussprechen zu koennen bedurfte es einiger Zeit) und sind schon jetzt blog-technisch in Verzug und das obwohl wir permanent Internet hatten - das kann ja heiter werden (wir stellen uns vor, wie wir in ca 2 Wochen auf einem Postboot den Río Napo hinunterfahren, auf dem es nicht mal Trinkwasser gibt, geschweige denn WiFi). Aber es ist ja nicht so, als haetten wir in diesen ersten 3 Tagen in Quito die Haende in den Schoss gelegt, mitnichten! Doch wie schon Herr Huelsbusch sagte: Der Fluss beginnt nicht an der Muendung.
Ohne die zuvorkommende Hilfe des erstbesten Taxista, der uns am Aeropuerto Mariscal ansprach und dem wir (¿Intuitiv richtiges Handeln oder uebermuedete Ignoranz?) ohne Zoegern und bewaffnet mit Stephies Spanisch und meinem eisernen Schweigen in sein Gefaehrt folgten, waeren wir wohl nur schwerlich in dem Hostel untergekommen, fuer das wir zwar fuer die vorangegangenen beiden, nicht aber fuer diese Nacht eine Reservierung hatten. Das Hostel liegt in Mariscal, der Neustadt Quitos, in der der Grossteil der Gringo-Backpacker stationiert ist und von dem der Lonely Planet (unser Bibel fuer die naechsten 3 Monate) unverbluemt sagt, er sei nachts gefaehrlich. Gluecklich angekommen, beziehen wir unsere Unterkunft fuer die naechsten 4 Naechte, die zwar nicht mit dem Mariott-Hotel der Nacht zuvor mithalten kann, aber dadurch besticht, dass der Preis nur einen Bruchteil dessen ausmacht.
Wie selbstverstaendlich legt der freundliche Rezeptions-Mensch am naechsten Morgen unsere Reservierung einfach auf diese und die kommende Nacht um, sodass wir keinen Centivo zuzahlen zu brauchen (seit einiger Zeit ist der US$ hier offizielles Zahlungsmittel) und wir verprassen den neugewonnen Reichtum gleich, indem wir uns ein 25-cent-Busticket in die Innenstadt und dort frischgepresste 80-ct-Guyabana/Guabanana-Saefte goennen und uns die blattgold-beladene Pracht der Escuela Quiteño, also der hiesigen Kirchenbaukunst aus dem 17. und 18. Jahrhundert zu Gemuete fuehren. Als europaeischer Tourist ist man in Quito etwa so unauffaellig, als wuerde man in einen Poncho gehuellt auf einem Llama ueber den Prinzipalmarkt reiten und so treffen wir bereits an diesem ersten und den folgenden Tagen immer wieder die gleichen Menschen, die teilweise auch schon in unserem Flugzeug sassen - was vermutlich auch daran liegt, dass grosse Teile des Stadtgebietes nicht umbedingt dazu angetan sind, von naiven Gringos durchwandert zu werden - der Lonely Planet warnt vor manchen Orten auch explizit. Die Nonchalance mit der aber auch in der Innenstadt die Leute kreuz und quer ueber die Strassen rennen (fuer gewoehnlich haben die Stadtplaner auf Fussgaengerampeln vollstaendig verzichtet), am Strassenrand winken und anschliessend in die noch fahrenden Busse springen oder sich in die haeufig vollkommen ueberfuellten Metrobusse quetschen, die halsbrecherische Geschwindigkeit, mit der diese wiederum, wild scheppernd, ueber die eigens errichteten Trassen zwischen dem ueberall wuetenden Grossstadtverkehr hindruchrasen und die Virtuositaet mit der die tausenden Taxen Autos wie Fussgaenger von der Strasse hupen (all das jedoch ohne dass offensichtlich jemand zuschaden kommt) laesst einen jedoch niemals denken, dass die Innenstadt von Quito nur die Disneyland-Variante der suedamerikanischen Grossstadt sei und das "wahre Leben" in den Barrios tobe.Das schlicht atemberaubende Andenpanorama runderherum (Quito liegt auf rund 2.800 m, die umliegenden Berge gehen bis auf 4.700 m) tut sein Uebriges - wir sind offenbar angekommen.

Auch wenn in Ecuador nicht alles so guenstig ist wie das Bus- und Taxifahren (das scheinbar so eine Art Grundversorgung darstellt), kann man dennoch die meistens Sehenswuerdigkeiten fuer 2-3$ sehen und fuer denselben Preis auch schon mal ein ganzes Mittagsmenu inkl. Getraenk zu sich nehmen (solange es sich nicht um Importbier o.ae. handelt). Am ersten Abend jedoch sind wir noch sehr touristisch und damit verhaeltnismaessig teuer unterwegs, es steht direkt ein erstes kulinarisches "Highlight" auf dem Plan: Cuy, oder zu Deutsch Meerschwein.

Das genaue Esserlebnis will ich an dieser Stelle nicht schildern (ich hatte die meiste Zeit das Gefuehl, etwas unmoralisches zu tun...), der Geschmack laesst nichts zu wuenschen uebrig, wird mich aber auch zu keinem zweiten Versuch veranlassen.
Der Guagua Pichincha ist der Hausberg Quitos - oder besser der Hausvulkan, einer von rund 2 Dutzend Vulkanen im Land, von denen die meisten nach wie vor aktiv sind (der Pichincha ist zuletzt 2004 ausgebrochen). Mit dem TeleferiQo, einer Seilbahn, gelangt man bequem auf den unteren der zwei Gipfel, von dem man einerseits aus 4.100 m Hoehe einen tollen Blick auf diese scheinbar endlos grosse (aber doch "nur" 3 Mio. Einwohner beherbergende) Stadt hat und zum anderen, eine erste kleine Wandertour zum zweiten, 4.800 m hohen Gipfel unternehmen kann. Dem Lonely Planet zufolge ein einfaches Unterfangen, das nur wenige Stunden in Anspruch nimmt, fuer das man sich aber ein paar Tage akklimatisiert haben sollte. Dennoch nehmen wir diesen Berg bereits am 2. Tag in Angriff und entscheiden uns damit kurzfristig gegen eine Fahrt auf den Panacilla, den Haushuegel der Altstadt, auf dem die Virgen als nicht zu uebersehendes Wahrzeichen der Stadt steht. Mit der rund 20-minuetigen Taxisfahrt zur Station fuer 4$ haben wir das Gefuehl, zum ersten mal richtiges Verhandlungsgeschick an den Tag gelegt zu haben. Und an der Station treffen wir prompt auf 4 deutsche Mitstreiter, die zum Teil auch erst seit vorgestern hier sind und sich auch keine grossen Sorgen zu machen scheinen, dass irgendwas schiefgehen koennte.Schon die ersten Schritte zeigen eindrucksvoll, was 4.000 m Hoehe fuer den Koeper bedeuten. Ohne uns im Taxi oder in der Gondel grossartig angestrengt zu haben, fuehlen sich schon die ersten paar hundert Meter an, als waeren wir zuvor den Berg hochgerannt.

Dafuer sind wir allein auf weiter Flur - und weit ist die Flur in der Tat! So geniessen wir die Aussicht und kaempfen uns den Berg hoch, stehts den Staub unserer vorauseilenden Begleiter in der Nase. "Der letzte Teil ist gerade einmal Schwierigkeit zwei, das heisst nicht mal kraxeln" sagt Andi, der Mensch mit dem Odlo-Langarmshirt, der nach Aussage seiner Freundin Sandra dieses Jahr schon den Watzmann bestiegen hat. Was bei dem verlaesslich taeglich gegen Nachmittag einsetzenden schauerartigen Regen so passieren kann, davon zeugen eindrucksvoll die ausgewaschenen Grate, die sich auch schon auf dem "chilligen" 1. Teil (Andi) den Weg hinunterziehen. Und so schoen und beeindruckend auch der Ausblick und die Vegetation sind, kommen zumindest Stephie und mir langsam Zweifel, ob wir nicht einen straeflichen dummen Fehler begehen, wenn wir auf Gedeih und Verderb zum Gipfel hoch wollen. Und schliesslich, nach einer Begegnung mit einem zuruecklaufenden Franzosen, aus dessen Blick der mitleidige Zweifel spricht und der uns fragt, ob wir viel Erfahrung mit Bergsteigen haetten, entschliessen wir uns zur vorzeitigen Umkehr.

Keine schlechte Entscheidung wie sich zeigt, denn in nicht einmal einer Stunde zieht der Himmel um den Gipfel vollstaendig zu und mit den ersten Regentropfen erreichen wir wieder die Bergstation. Auch unsere Wegbegleiter schaffen es nicht bis ganz auf den Gipfel, aber immerhin auch unbeschadet zurueck zur Bergstation.

Am naechsten Tag, puenktlich zur Tag-Nacht-Gleiche (21.September) finden wir den Weg zur Mitag del Mundo, einem grotesken Freizeitparkdorf, angelegt um ein Monument, welches sich direkt auf dem Aequator befinden soll - laut Lonely Planet aber 300m abseits liegt, die Inka haben es mit ihrem Monument besser gemacht. Allein die 90-minuetige Fahrt mit 2 verschiedenen Bussen durch die weit ausladenden Vororte Quitos ist spannend genug (Kostenpunkt: 40 ct). Hier die obligatorischen auf-beiden-Halbkugeln-zugleich-Fotos:

Und hier noch die Kein-Schatten-Fotos :)


Anschliessend verbringen wir unseren (vorerst) letzten Abend in Quito - morgen geht es weiter richtung Sueden, nach Latacunga. Doch das ist eine Geschichte, die wir Euch heute nicht mehr zumuten wollen :-)
highroad am 23. September 11
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