Dienstag, 15. November 2011
Auf den Spuren der Inka. Sacsayhuaman, Pisac, Ollantaytambo
Noch in Cuzco machen wir uns zu unserer ersten Inkastaette auf: Sacsayhuaman.
Die liegt oberhalb von Cuzco auf einem Huegel und blickt ueber die ganze Stadt. Hier sind die Ausgrabungen noch nicht abgeschlossen und ueberall graben, pinseln, laufen Mitarbeiter. Und es liegt noch viel mehr unentdeckt. Groesser als Maccu Piccu soll diese Staette werden/gewesen sein, sagt uns unser Guide, der uns eine Stunde durch die Ruinen fuehrt.
Er erklaert uns die Bauweise, zeigt uns tonnenschwere Steine, die die Inka aus dem ganzen Reich angerollt haben, und wir sehen natuerliche, tiefschwarze Tunnelsysteme und von Gletschern abgeschliffenes Gestein auf dem man Rutschen kann. Inmitten dieser Ruinen grasen Lamas (jedoch nicht wild) und all das liegt vor einer unwirklchen Kulisse aus schneebedeckten Bergen. Wir hatten nicht erwartet, dass es Ruinen gibt, die noch so gut erhalten sind und waren schon hier schwer beeindruckt. Doch in den naechsten Tagen sollte das noch uebertroffen werden.

Wir fuhren morgens frueh nach Pisac mit dem Bus, da es hier zum einen einen einen kleinen Markt (auf dem wir unsere Shoppingfreude auslebten), zum anderen weitere Inkaruinen und zum Dritten eine Verbindung nach Ollantaytambo gab (eine wichtige Station auf dem Weg zum Maccu Piccu). Diese Ruinen lagen noch hoeher als die in Sacsayhuaman und auch hier waren sowohl Gebaeude aus der Praeinka als auch aus der Inkazeit vorhanden, die sich vorallem durch die Verfugung der Steine unterscheiden. Die Ruinen lagen ueber angelegten Terassen und erstreckten sich in verschiedenen Teilen sehr weit in die Landschaft. Diese waren durch Torboegen geteilt und waren damals fuer die verschiedenen Staende angeleg worden. Die wichtigen Buerger, die Bauern, die Soldaten, das einfache Volk. Wir brauchen bis um 6 Uhr Abends bis wir wieder in Pisac im Dorf ankommen und gehen in unserer Naivitaet ertmal davon aus, dass es schon Busse nach Ollantaytambo, sonntags um 18 Uhr geben wird. Fehlanzeige!
Zum Glueck haelt ein Taxifahrer, der uns anbietet uns fuer 8 Euro pro Perso die 1,5 Stunden nach Ollantaytambo zu fahren. jetzt gilt es abwaegen: Will er uns entfuehren oder nur Geld verdienen..mhhh..Nur Geld verdienen entscheiden wir uns und steigen ein. Die Fahrt geht ins Dunkel. Unter einem klaren Sternenhimmel fahren wir durch kleine Doefer, werden von diversen Kleintransportern ueberholt und nehmen einige Bodengeschwindigkeitsstopper mit, denn unser Taxifahrer fahert die Strecke auch zum ersten Mal, wie er uns am Ende verraet...Aber wir kommen um 8 Uhr gut in Ollantaytambo an..Puh. Anstrengender Tag!

In Ollantaytambo muesen wir uns morgens um ein neues Problem kuemmern: Die Zuggeselschaft hat uns nicht gesagt, dass wir von Ollantaytambo nach Aguas Calientes nur 5 kg mitnehmen duerfen. Wir haben 25! Vormittags rennen wir also hinter ner Sondergehemigung her, erhalten die dann aber auch und kennen endlich in Ruhe zur nachsten Ruine. Auch hier buchen wir uns wieder eine Guia, die uns ueber die Inkaterassen zu dem Punkt fuehrt an dem die Inka zur Sonnenwende versucht haben die Sonne anzubinden bis hin zu dem Aussichtpunkt, von den aus man das Cara del Inca im Berg erkennen kann. Wir sehen rituelle Badeanstalten, Wohnhaeuser und Wehranlagen...Und sind mal wieder sehr beeindruckt. Diese Inka!



Auf den Spuren der Inka..Intro
Peru, das land der Inka...
Aber eigentlich doch nicht ganz, wenn man den Menschen mal genau zuhoert!
Viele der Ruinen, die bis heute vorhanden sind, sind nicht urspruenglich aus der Inka Kultur. Denn diese hat, wie die Spanier einige 100 Jahre spaeter, andere Kulturen eingenommen, ist in ihnen aufgegangen und hat sich mit ihnen veraendert. Diese Kulturen, wie die Lima, Wari, Nazca, Chincha und Pukara hatten alle ihre eigenen kulturellen Praktiken, Kunstformen und Riten, und nur in der Zeit von 1438 bis 1532 hatte das Inkareich in seiner bekannten Form Bestand.
In dieser Zeit sind aber grossartige, unfassbare und beeindruckende Bauwerke entstanden, derergleichen man lange Suchen kann.
So hatten die Inka eine Bauweise entwickelt, die optimal auf die lokalen Gegebenheiten ausgerichtet war und durch ihre leichte Innenneigung und die Verbindung der Steine ohne Zement oder andere verbindende Stoffe (Macho-Mujer Prinzip) perfekt antisismisch war und bis heute ist. Als nach der Eroberung durch die Spanier viele Gebaeude, Haeuser, Kirchen gebaut wurden, stuerzten diese fast alle ein waehrend die der Inka stehen blieben--eine himmlische Freude fuer die indigene Bevoelkerung..Bis heute! Denn die Indentifikation ist eindeutig: Alle sprechen von ihren Vorfahren den Inkas und den spanischen Eroberern.
Aber steht man zwischen den Ruinen und lauscht den Erklaerungen ueber die Kltur und Baukunst wird klar: Hier ist aller Stolz angebracht;-)



Qos¨qo- Nabel der Welt
Vom Busbahnhof springen wir sofort in ein Taxi und lassen uns zu unserem Hostal fahren. Wir waehlten das Hostal de Niños.
Yolanda, die hollaendische Gruenderin, hat mit ca 20 Jahren (vor 25 Jahren) diese Hostalkette eroeffnet um mittellosen Kinder aus Cuzco und Umgebung tagsueber ein Dach ueber dem Kopf und 2 warme Mahlzeiten zu gewaehren. Angefangen hat sie mit 4 Kindern und einem Haus, inzwischen beherbergt sie in 4 Haeusern 250 Kinder. Das Hostal ist wunderschoen. Alles ist skandinavisch eingerichtet, sauber, das Essen ist hervorragend und man kann Kinder spielen sehen. Das rechtfertigt die etwas hoeheren Preise. Aber nicht nur das Hostal ist schoen. Unser erster Stadtrundgang und unser Blick in die Cafees und Restaurants der Stadt versichert uns eines schoenen Aufenthalts. Am naechsten Mittag (also fuer uns morgens weil wir ewig schliefen) partizipieren wir an der kostenlosen Stadtfuehrung, die vom Ecopakers Hostal angeboten wurden, und sahen das Kakaomuseum (mhh), den Plaza de Armas, die Kathedrale, eine wunderbare Aussicht ueber die Stadt und viele viele Restaurants (war schon ne kleine Kaffeefahrt...) Die Tour endete in DEM homosexuellen Club Cuzcos, der uns so gut gefiel, dass wir ihn am Abend besuchen wolten. Da wir uns aber erstmal ausruhen, umziehen, dann CocaKakao trinken, Essen und n den Irish Pub gehen, hat unser ersehnter Club fuer den Abend um 00.00 bereits geschlossen. Wir haben mal wieder die Oeffnungszeiten der Suedamerikanischen Lokale vergessen. Mist! Die Alternativen sind Gringo Samme-l und Balzbecken mit schrecklicher Musik und eckligen Getraenken. Davon nehmen wir Abstand und gehen nach Hause.
Am naechsten Abend ( an dem Tag haben wir Zugtickets und Eintritststickets fuer Maccu Piccu gekauft und unsere erste Incastaette besucht..aber dazu gleich mehr) haben wir mehr Glueck. Wir gehen zufallig auf dem Weg nach Hause an einem Club vorbei und lassen uns reinquatschen und sieh da: Es laeuft Elektro und zwar von einer echten (wie man uns besten DJane :-) ) Perus aufgelegt. Hier bleiben wir noch ca bis um 3.00, obwohl wir um 7.00 fahren muessen uns tanzen. Und morgen beginnt unsere Inka Ruinen Tour:-)



Wie die Fahrt verlief...
Unsere Fahrt im Nachtbus nach Cuzco (oder Qos¨qo wie man auf Quechua sagt) verlief teilweise ertraeglich, will sagen: Nikolai hat himlisch in seinem Cama Sitz der Busgesellschaft Cruz del Sur getraeumt und ist auch erst kurz vor Cuszco erwacht, Stephie hat in der Nacht wesentlich mehr erlebt: Erstmal hiess es sich in den Bussitz einzufuegen, da unsere Vorsitzenden schon die ein oder andere Stunde hinter sich hatten, ihr Bus zum Cama gemacht hatten und lethargisch in den Sitzen hingen. Als das erfolgreich erledigt war, musste das Abendessen (Das Tablett in der Luft balancierend) eigenommen werden und dann hiess es schlafen. Das Wasser, das unter dem Sitz abgestellt war, hatte sich im Laufe der Stunden unter die Untiefen des SItzes geklemmt und war in unerreichbare Diztanz gerueck, was zur Folge hatte, dass Stephie sich mitten in der Nachteinmal durch den Bus zum Servicepersonal durchkampfte, ihm mit der Lampe frech ins Gesicht leuchtete und dem verschlafenen Mann klar machen musste warum sie jetzt gerade Wasser braeuchte: Die Hoehe troknet den Mund, man bekommt Kopfschmerzen und es uebelt. Das Anliegen war also schon von Bedeutung, wie er nach kurzem Murren einsah. Den Durst gestillt geht Stephie also zurueck zum Platz, bettet sich in ihren Camasitz und versucht zu schlafen. Der Versuch wird jedoch brutal davon unterbrochen, dass der junge Suedamerikaner, der mit seinem Sitz auf Nikolais Knien Platz gefunden hat, sich uebergibt und diese Residuen nach hinten in Richtung Stephies Tasche fliessen. Er versuchte zwar noch alles aufzuwischen..Vergeblich. Naja. Also weiterschlafen. Einige Stunden spaeter fahren wir immernoch, immernoch in Serpentinen. Das ist zuviel. Wie gestern schon bedarf es waehrend der letzten Stunden intensivster Anstrengung es dem Vordersitzenden nicht gleichzutun. Das hebt die Stimmung nicht.
Voellig verschlafen und mit gehoeriger Magenflaeue( Also Stephie gehts so) kommen wir in Qos¨qo an...Wirklich eine schoene Stadt!



Donnerstag, 27. Oktober 2011
Turbulente Zeit - Ueber den Nasca-Linien
Nachdem wir uns 2 Tage in der Wuestelandschaft Huachachinas vergnuegt haben, wagen wir uns an unser naechstes Abenteuer: Die Nasca Linien.
Um diese Linien, die sich ueber Kilometer in dem sandig-fesigen Untergrund erstrecken, ranken viele Theorien und Ueberlegungen. Einige Forscher sagen die Inka haben diese Linien angelegt um auf den unterirdischen Wasserfluss hinzudeuten, andere glauben, dass sie sich astrologisch-kalendarisch deuten lassen, wieder andere dass es sich um rituelle Opfer- und Feierstaetten handelt. Gleich welche Annahme stimmt, wir wollten uns eigenaeugig von ihrer Faszination ueberzeugen und fahren nach Nazca.
Morgens geht es mit dem ersten Bus von Ica nach Nasca, dort werden wir zu dem kleinen Flughafen der Stadt gefahren, an dem sich viele kleine Reise- und Flugunternehmen tummeln, die die ueberall anzutreffenden deutschen Touris in kurzen Hosen und Sandalen (mit fetter kamera um den Hals) anlocken und mit Fluegen versorgen. Am Flughafen angekommen werden wir (wenn auch nicht gemessen, so doch) gewogen und fuer gut befunden und mit 2 weiteren Fluggaesten auf die 4 Plaetze unseres Kleinflugzeugs verteilt und ab gehts...
In der Luft und ueber den Nasca Linien sind wir recht schnell und halten uns auch recht gut, trotz heftiger Turbolenzen, wie uns auch unser Pilot versichert :) Unser eifriger Copilot weist uns zu unserer Rechten und Linken unter anderem auf Affe, Astronaut und Kondor hin, die sich in den Boden gefraest unter uns klar erkennbar ausbreiten. Schon beeindruckend:) Nach 25 Minuten Flug schlagen uns die Turbulenzen jedoch schwerer auf den Magen und wir legen uns Muetzen und Tueten fuer den Notfall bereit, der zum Glueck aller Teilnehmer dieser Expedition in diesem Setting jedoch nicht mehr eintritt. Wieder auf festem Boden angelangt, fahren wir in die Stadt, besuchen im Laufe des Tages noch eine Goldwaescherei, alte Inkagraeber und sehen viele viele Mumien, bevor wir Abends in den Nachtbus nach Cusco steigen, der uns innerhalb von 15 Stunden in permanenten Serpentinen an unser Ziel bringt.

Bilder folgen:)



Dienstag, 25. Oktober 2011
Islas Ballestas und Huacachina
Wer sich - wie wir - unter "Peru" vor allem tiefe Schluchten, ueppiges Gruen, Hochplateau und Inkaruinen vorstellt, den hat schon die Fahrt nach Piura und der Aufenthalt in Lima eines besseren belehrt. Dass man hier aber einen Ort wie Huacachina (bei Ica) finden wuerde, haetten wir uns vorher nicht traeumen lassen. In dieser Oase (im wahrsten Sinne des Wortes) inmitten einer praechtigen, saharaaehnlichen Sandduenen-Landschaft gehen Kindheitstraeume in Erfuellung und zwischen den vielen Travellern tummeln sich doch tatsaechlich noch mehr Peruaner, die sich beim Schwimmen, Boetchenfahren und einfach in der Wuestensonne austoben oder auf kleinen Snowboards die Duenen hinunterrodeln. Das Sandrutschen und -boarden wird hier fuer schnaeppchenhafte 40,- Soles (ca 11,- €) in eine zweistuengie wahnsinns-Buggytour eingebunden - ein Highlight, dessen Ruhm sich bereits bis nach Ecuador ausgebreitet hat und das uns erst hierher gelockt hat.
Die Oase von Huacachina bei Ica, links oben: Zwei Sandboarder auf der Duene

Nachdem wir spaet Abends im benachbarten Ica und, nach nur 10 Minuten mit dem Taxi und eber die Duenen, im viel kleineren Huacachina angekommen sind, eroeffnet sich uns jedoch zunaechst eine andere Moeglichkeit: Direkt am naechsten Morgen koennen wir die etwa 1 Stunde noerdlich gelegenen Islas Ballestas, die "Galapogas Inseln des kleinen Mannes" (LP) besuchen. Kleine wie wir sind, hatten wir uns das eh schon vorgenommen und stehen am naechsten Morgen um 6.45 parat fuer den Transport. Die Boote zu den Islas fahren ab Paracas, eine kleine Stadt, die selbst schon fuer ihre praeinka-Kultur bekannt ist, die sich aber scheinbar voll und ganz dem Islas-Tourismus verschrieben hat. Jedenfalls saeumt eine endlose Reihe von Touri-Restaurants die Meerespromenade (endlich am Meer... ;-). Von dort startet die erstaunlich hochmotorisierte Bootsflotte hinaus zu der vulkanischen Formation der Islas Ballestas, die Heimat von wahrhaftig hunderttausenden Kormoranen, tausenden Guaneras, Pelikanen
Pelikane auf den Islas Ballestas
und hunderten Humboldtpinguinen und auch Seeloewen ist.
Schwangere Seeloewinnen

Humboldt-Pinguine auf den Islas Ballestas
Dass das Tierebeobachten einmal so planmaessig funktioniert hat, versetzt uns in eine ziemliche Hochstimmung. Diese wird am Nachmittag noch durch unsere erste Buggyfahrt gesteigert. Das Panorama der Tiefebene und der Anden auf der einen Seite und die endlosen eleganten, feinen Sandduenen auf der anderen Seite bildenden den Rahmen fuer eine Achterbahnfahrt ohne Schienen. Zwischendurch stoppen wir immer wieder an steilen Sandhaengen, die man entweder stehenderweise oder baeuchlings hinunterrasen kann.
Wueste bei Huacachina
Diese an sich schon hoechst divertierende Tour wird noch durch den Sonnenuntergang und das anschliessende, fast schon kitschige Abendrot gekroent. Wir sind so begeistert, dass wir uns noch einen Tag und eine weitere Fahrt goennen. Bei einem Uebernachtungspreis von ca 4,-€ pP bleibt da auch noch genug Geld fuer die leckeren Veggie-Burger die wir auf der Terasse unseres Hostels mit Blick auf die abendliche Lagune und die hohen Schatten der ringsum liegenden Duenen verspeisen.
Wuesten-Buggy-Tour von Huacachina aus



Mittwoch, 19. Oktober 2011
Szenenwechsel - 4 Tage in Lima
Wir sitzen in einem Flugzeug der peruanischen Airline TACA (Airbus, also alles im Gruenenbereich :-) Sogar Snacks und Getraenke gibts beim Inlandsflug) und zur linken erstreckt sich majestaetisch die Cordillera Blanca, die wohl schoenste Bergkette der Welt. Mit diesem recht guenstigen Ausweichen auf den Luftweg ueberspringen wir gleich einmal die noerdliche Haelfte Perus und begeben uns von Piura (dem unspektakulaeren Ankunftsort unserer gluecklicherweise unspektakulaeren Nachtbusfahrt aus dem unspektakulaeren sued-ecuadorianischen Loja) direkt nach Lima, ins Herz des Landes, das direkt an der peruanischen Kueste schlaegt. Und dieses Herz mit seinen mindestens 7 Mio. Einwohnern (und taeglich wird es mehr), mit seinen Hoch- und Tiefpunkten, seinem pulsierenden, teils doch arg stockenden Takt und seinen Gebrechen lernen wir in den naechsten Tagen von vielen Seiten kennen. Der Lonely Planet laesst uns verweichlichte Ecuador-Reisende schon vorab vor Angst vor dem Bevorstehenden leise wimmern - bestimmt werden wir direkt von einem skrupellosen Fake-Taxifahrer in eines der etlichen Slums verschleppt und finden uns am naechsten Morgen in der Gosse wieder, ohne Gepaeck und ohne Schuhe. Die Fahrt von Callao im Norden nach Miraflores im Sueden (rund 20km) verlaeuft dank eines hochprofessionellen Taxifahrers, der uns an der Strassenkreuzung noch eine erste Inca Kola vom Strassenhaendler spendiert ("interessanter" Geschmack), jedoch friedvoll und zielfuehrend und kommte einer kleinen Stadtrundfahrt gleich.
Fluessiges Gold Perus
In Miraflores residieren wir Seite an Seite mit einer Riesenmenge Gringos am Parque Kennedy, der Freitagsabends, wie wir zufaellig herausfinden, doch tatsaechlich von einer grossen Zahl von Einheimischen frequentiert wird, die hier in einem kleinen Amphietheater zusammenfinden, von Gitarren begleitet im Chor und einzeln singen und tanzen.
Tanzabend im Parque Kennedy, Miraflores
Lima ist eine fruehe Gruendung des paradoxerweise noch vielerorts verehrten spanischen Schlaechters Francisco Pizarro, einer seiner morbiden Angewohnheiten folgendend auf den handgemachten Ruinen alter, praekolumbianischer Staedte und Staetten errichtet. Seither scheint Lima unaufhoerlich und grenzenlos gewachsen zu sein und weiterzuwachsen. Das fuehrt unter anderem dazu, dass es hier unwahrscheinliche Distanzen zu ueberwinden gilt. Dies kann man beispielsweise mit einem der unzaehlbar vielen Microbusse tun - vielleicht nicht die Expressvariante, dafuer aber die "volksnaheste" und mit 1,20 Soles (ca 30€ct) unvergleichlich billig. Dafuer bekommt man eine Fahrt vom modernen Hochhaus- und Neubaubestandenen Miraflores ins Zentrum (das an Paris oder London erinnert), die je nach Verkehr 0,5h oder auch 1,5h dauern kann. Dabei ist jeder Bus ein eigenes kleines Unternehmen mit einem Fahrer und einem Schreier/Fahrkartenverkaeufer, die sich wie verhungernde Geier auf am Strassenrand stehende Menschen stuerzen, die auch nur annaehernd den Anschein machen, dass sie an einer Mitfahrt interessiert sein koennten. Der Verkehr fliesst oder steht hier teilweise auf fuenfspurigen Kreisverkehren (wobei Spuren nur imaginaer existieren), sich innerstaedtisch auf zig Kilometern staut und des oeftern auch von wild pfeifenden Polizisten "geregelt" wird. Und wenn gar nichts mehr geht, dann hat man ja immer noch die Hupe. Deren Gebrauch in den langen, unbeweglichen Blechschlangen hat fast schon etwas Aberglaeubisches oder Beschwoererisches an sich.
Rushhour in Lima, im Hintergrund: San Cristobal und Cosme
Neben diesem Eintauchen in das taegliche Leben der Limeños waehlen wir auch ein paar Touri-Programmpunkte. Mit dem Mirábus (klassischer roter Doppeldecker) schweben wir ein paar Meter ueber dem wilden Verkehrstreiben durch die Stadt, die Klippen und die Kueste entlang (Lima liegt einige zig Meter ueber dem Meer, dort faellt eine steile Kuestenlinie ab), wo die Sicht aufgrund der typischen Dunstglocke aber nur an einem Tag wirklich etwas hergibt, und besuchen zu guter Letzt das Museo Larco, das mit einer schier unerschoepflichen Sammlung der Kunstgueter praekolumbischer Kulturen aufwartet. Vieles, was hier steht, wurde vor 2.000 Jahren und mehr geschaffen und koennte auch jetzt auf einem Handwerksmarkt als Neuware stehen. Ein bizarres Detail der Sammlung stellt der Sala Erotica dar.
Im Sala Erotica des Museo Larco, Lima
Nachdem wir in der Innenstadt erst das Haus der peruanischen Literatur besucht haben, wohnen wir vor dem Kongressgebaeude unverhoffterweise einer Festivitaet zu Ehren Simon Bolivars bei. Rund 30 Soldaten, eine Marschkapelle und eine Delegation des Kongresses Ehren den Suedamerikanischen Freiheitshelden, dem wohnen rund 20 Zaungaeste bei, mittendrin: wir. Direkt daneben findet sich das Museum der heiligen Inquisition und des Kongresses (frueher scheinbar eine feste Einheit...) in der schoen illustriert wird, welche Mittel der Wahrheitsfindung und koerperlichen Bestrafung die katholische Kirche bis Anfang des 19. Jahrhundert an tausenden Hexen und Ketzern erprobt hat, um den christlichen Glauben und in der Welt und dessen Reinheit zu staerken.
Christliche Wahrheitsfindung
Nur wenige Blocks weiter findet sich das Monestario San Francisco das mit seiner Pracht aus Ebenholzschnitzereien, Gold, Porzellan und Gemaelden von P-P Rubens und seinen riesigen Katakomben teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist. Soviel Kultur lassen wir bei einem Pisco Sour im Granhotel Bolivar ausklingen. Der Lonely Planet nennt es ein "etwas in die Jahre gekommenes" Edelhotel - wir wahr.
Pisco Sours an ihrer Geburtsstaette, Granhotel Bolívar in Lima

Nach diesem Touriprogramm steht am naechsten Tag ein anderes Lima auf dem Programm. 3 deutsche Hostalmitbewohner gaben uns den Tipp Alois, einen, vor ca 20 Jahren ausgewanderten, studierten Landwirt anzurufen und mit ihm eine alternative Stadtfuehrung durch Lima zu machen, die er individuell auf die Interessen der Teilnehmer abstimmt. Klingt gut finden wir und treffen uns am Sonntag um 12 Uhr Mittags beim Bioferrio, einem Biomarkt mit wunderschonen kleinen Staenden, die Kaffee, Spielzeug und kleine Koestlichkeiten, wie zum Beispiel selbst gebackenes Koernerbrot, gefuellte Zucchni oder Quiche verkaufen. Nachdem wir uns die ein oder andere davon gegoennt haben, brechen wir in einem fuer die gsammte Tour gemieteten Taxi mit dessen Fahrer, Alois, seiner neuen Hilfskraft (Jonas) und uns beiden Richtung Psychiatrie auf. Wir duerfen ohne Nachfragen passieren; man kennt Alois hier und treffen einige der Bewohner dieser Einrichtung. Waehrend unseres Besuches erzaehlt uns Alois, dass er ueber Jahre dafuer gearbeitet hat, dass die "Kranken" nicht mehr fixiert werden und ihre Wohnstatten verlassen und in den Garten duerfen, den er eigens dafuer und mit ihnen angelegt hat. So entstehen alle seine Kontakte in Lima, denn Alois kaempft gegen die Erosionsprobleme mit denen Lima schon jetzt und ueber kurz oder lang noch starker zu kaempfen haben wird, indem er an die sandigen Abhaenge und auf das Land auf dem nichts gedeiht ein indisches Gras pflanzt, dass sehr widerstandsfahig ist, schnell waechst und den Boden befestigt. Da sich diese problematiken vorallem in den Vierteln zeigen in denen die Menschen finanziell nicht so gut bestellt sind, lernt er eher die Kranken und Armen kennen. Wir besuchen im Anschluss zum Beispiel eine Gruppe Peruaner, die vor einigen Jahren aus dem Amazonasgebiet bei Pucallpa nach lIma auf eine ehemalige Muellkippe (genau gegenueber des Regierungsgebaeudes) gezogen sind; einen Stadtteil in den wir uns ohne Alois niemals gewagt haetten und dem auch der Taxista aeussert kritisch gegenueber steht. Aber als wir erstmal da sind und in einer kleinen Huette sitzten und mit den Bewohnern plaudern kommt einem diese Gegend werder sehr gefaehrlich, noch voellig arm vor. Die Menschen haben zwar nicht viel Platz oder Besitz, aber sie scheinen nicht unzufrieden oder wutend auf die Gringos zu sein, die mal vorbei kommen um sich anzusehen wie sie wohnen. Im Gegenteil: Sie erzaehlen uns von ihrem Job, ihrer Kunst, ihrer Musik und ihrer aktuellen Lebenssituation. Von diesem Barrio im Zentrum Limas verschlaegt es und in die Aussenbereiche der stetig wachsenden Stadt. Hier sind die Grundverhaeltnisse noch zu klaeren und dabei kann es schonmal zu Toten kommen, wenn einer versucht dem anderen das Land weg zu nehmen, da wir aber daran kein Interesse haben besteht fuer uns keine Gefahr versichert uns Alois. Hier draussen ist nichts als Sand und Huegel und kleine Holzbaracken, in denen die Menschen wohnen bis ihnen ihr Grundstueck zugesprochen wird und sie dann ein festes Haus errichten koennen, und dieses Bild zieht sich ueber Kilometer und Kilometer....die wir allerdings nach einiger Betrachtung wieder zurueck fahren und den Abend in den touristischen Auffangbecken Barrancos ausklingen lassen. Hier fuehlen wir uns ohne Alois dann doch sicherer.